80 Jahre Kärntner Volksabstimmung

Wer in Österreich Demonstranten bezahlt
Sascha Pirker

Am 10. Oktober feiert Landeshauptman Haider den Verbleib „seines Kärnten“ bei Deutschösterreich nach der Volksabstimmung 1920. Aus einem Wunsch nach einem landesweiten Feiertags wurde zwar nichts, marschiert wird aber trotzdem. Auch der Widerstand wird ein Wochenende lang nach Klagenfurt kommen, nicht aber um den fragwürdigen Termin zu feiern, sondern um die Internationalen Widerstandstage abzuhalten.
Der Ullrichsberg läßt grüßen. Der Hauptmann, ganz in seinem Element, scharrt die um sich, die seiner Vorstellung von aufrichtigen Kärntnern wahrscheinlich am nächsten kommen. Heldenhafte deutschkärntner Abwehr-kämfer, welche die slowenischen Partisanen oft gleich zweimal in die Flucht geschlagen haben, einmal 1920 und dann 1945, und solche, die sich in deren Tradition sehen. Und dann wird aufmarschiert. Mit Fahnen, Trachten und allem was dazugehört. Voraussichtlich werden aber weniger kommen, als sich das Haider eigentlich gewünscht hat, denn leider ist das Finanzierungskonzept nicht aufgegangen.
Der Mann, der sich - gut informiert und sachlich wie immer - lautstark über die angeblich durch die Sozialdemokratie bezahlten Anti-Regierungs-Demonstrationen empörte; dieser Mann hatte tatsächlich die Idee, Unternehmern 500,- - 600,- Schilling zukommen zu lassen, um ihren ArbeitnehmerInnen die Teilnahme an dem geplanten Festumzug zu ermöglichen! Ohne Erfolg. Nun drohte der Landeshauptmann sogar damit, 30 Millionen an Wirtschaftsförderung nicht auszuzahlen, sollten sich die Unterneh-men nicht bereit erklären, ihren Mitarbei-tern frei zu geben. Wieder kein Glück für den Ex-Parteichef, der es normalerweise doch so gut versteht, Feste zu feiern und sich selbst zu inszenieren. Sei es bei seinem 50er oder dem Empfang einer Olympia-Medailliengewinnerin. Der Ver-such, einen Landesfeiertag einzuführen ist eigentlich eine noble Geste in Zeiten des schwindenden Sozialsystems, in denen die Ladenöffnungszeiten fallen und bald kein Sonntag mehr heilig sein wird. Einen Feiertag für die arbeitende Bevölkerung einzurichten wäre eine gute Idee, aber bedenklich ist der Anlass: Der 10. Oktober, jener Tag, der wie kein anderer in der Kärntner Geschichte für Nationalismus, Deutschtümelei und damit für die Unterdrückung der slowenischen Minderheit steht!
Doch es gibt Widerstand - so wird vom 26. bis zum 28. Oktober eine internationale Widerstandskonferenz parallel zu den offiziellen Feierlichkeiten in Klagenfurt stattfinden. Initiiert von der Initiative "Offenes Kärnten" wird es Vorträge und Kundgebungen geben. Die Freiheitliche Partei sieht durch diese Veranstaltung die Volksgruppenpolitik des Landes in Gefahr. Auch der Klagenfurter Bürgermeister war über eine erneute Aktion der Nestbeschmutzer erschüttert. Dennoch rühmt er sich seiner großzügigen Toleranz, die Wider-standskonferenz nicht zu verbieten. Auch Haider hat noch keine Schritte in Richtung Verbot gemacht. Danke Euer Gnaden!

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