„Bei uns verhungert niemand…

…und wer will, findet Arbeit“ Leugnen von Armut und Abwälzen der Schuld auf Betroffene ist beliebt.
Helga Schröder

Armut ist nicht gleich Hunger. Armut bedeutet Ausschluss von der Gesellschaft und existiert in beträchtlichem Ausmaß in Österreich. Armut bedeutet, viel weniger als der Großteil der Bevölkerung zu haben. Und selbst das ist schon wenig, da den Löwenanteil an Vermögen und Einkommen eine kleine Elite hat. Armut bedeutet Frieren in der Wohnung, nötige Reparaturen nicht durchführen können, notwendige Arztbesuche unterlassen müssen, kein Geld für soziale Kontakte, für die Miete, für Kleidung sowie ausgewogene und ausreichende Nahrung. Die „Mindestsicherung“ brachte Repressionen gegen Arme, und das aktuelle Sparpaket bedeutet weitere Verschlechterungen. Die Streichung von Ermessensausgaben betrifft Förderungen von sozialen Einrichtungen, das letzte, ohnehin notdürftige Netz für Arme. Die etablierte Politik redet uns ein, Armut gäbe es in Österreich nicht, und wenn doch, seien die Betroffenen selbst schuld. Damit sollen diejenigen, die von Arbeit oder Sozialleistung abhängig sind, gespalten werden. Denen, die noch arm sind, wird signalisiert, wenn sie gut im Interesse von Unternehmen und Regierung funktionieren, drohe ihnen keine Armut. Mit diesen Lügen soll Solidarisierung und gemeinsamer Widerstand gegen Lohndruck und Sozialabbau verhindert werden. Doch genau das ist nötig, organisierter Kampf gegen die Schere zwischen Arm und Reich und für eine Gesellschaft, in der es um Menschen statt um Profite geht. In einer solchen Gesellschaft gibt es keine Armut, Armut ist ein Symptom des Kapitalismus.

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