Sportklubfans unterstützen Kampagne gegen die AFP

Die FreundInnen der Friedhofstribüne in Aktion

Vor kurzem hat sich der Verein der FreundInnen der Friedhofstribüne unserer Kampagne gegen die AfP und das Stüberheim angeschlossen. Das Auffallende daran ist, dass es sich nicht um eine politische Gruppierung im engeren Sinn handelt, sondern um einen Fanklub des Wiener Sportklubs. Wie “unpolitisch” dieser Verein ist, erfahrst Du hier im Interview.

Vorwärts: Als ihr von unserer AFP-Kampagne gehört habt, habt Ihr dieses Thema sofort auf die Tagesordnung Eures nächsten Treffens gesetzt und Herbert gebeten, kurz über diese Aktion und das Fritz-Stüber-Heim zu berichten. Der Antrag, aktiv dabei mitzuarbeiten ist dann ohne wenn und aber einstimmig angenommen worden. Ich möchte mich im Namen aller Beteiligten herzlich dafür bedanken.

Wolfgang: Da wir einer der ersten Fanclubs waren, die offensiv gegen rechtsradikale Agitation am Fußballplatz gearbeitet haben, sehen wir es als unsere Aufgabe, zu informieren und uns aktiv dagegenzustellen. Solche Umtriebe gefährden uns alle und wir müssen gemeinsam den Druck auf Politiker und Behörden verstärken, damit sie diesen Tendenzen Einhalt gebieten. Darauf warten, dass etwas geschieht, ist zu wenig. Da muss man selbst die Initiative ergreifen.

Vorwärts: Ihr macht Euch ja nicht nur gegen Rassismus stark, sondern engagiert Euch auch in vielen anderen Projekten.

Wolfgang: Wenn man sich gegen Rassismus ausspricht, kann man ja gegen die anderen Diskriminierungen ja auch nicht die Goschen halten. Sexismus ist da halt auch ein Thema. Rassismus wird in der Zwischenzeit auch von offiziellen Seiten als Problem angesehen, da gibt es auch einige Initiativen. Da kann ich es nicht verstehen, warum andere Diskriminierungen nicht thematisiert werden. Deshalb müssen wir da etwas machen. Unsere Aktionen gegen die Homophobie z. B. haben da große Wellen geschlagen und zu heftigen Diskussionen geführt.

Vorwärts: Bei den anderen Projekten ist das ja leider noch nicht der Fall, aber gegen Rassismus stellen sich in der Zwischenzeit ja auch die offiziellen Stellen.

Wolfgang: Die antirassistischen Bemühungen von offizieller Seite sind leider oft reine Imagearbeit. Da stehen wirtschaftliche Interessen dahinter, sonst wäre ihnen das Thema vermutlich egal. Sie haben auch jahrelang geleugnet, dass es überhaupt ein Problem mit Hooligans gibt.

Franz: Man muss sich darüber im Klaren sein, dass, wenn das Problem von Hooligans rund um den Fußball gelöst werden könnte, dass unsere Welt ja deshalb nicht friedvoller und gewaltfreier wäre. Das Problem der hohen Gewaltbereitschaft ist ein gesellschaftliches.

Vorwärts: Warum ist Gewalt aber gerade beim Fußball so präsent?

Franz: Die große Masse an Zuschauern bei Fußballspielen bietet eine gute Möglichkeit, sich in dieser zu verstecken. Durch die hohe mediale Präsenz bietet Fußball auch die ideale Plattform. Fußball hat eine starke mediale Präsenz.

Vorwärts: Euer politisches Engagement ist für einen Fanclub recht außergewöhnlich.

Wolfgang: Ja, das ist es leider. Viele wollen bei solchen oder ähnlichen Vereinen die Politik “draußen” haben, um unter Umständen ihr zum Teil rechtes Gedankengut besser verstecken zu können. Vor allem können sie damit jegliche gesellschaftskritische Diskussion verhindern.

Vorwärts: Also, Politik ist etwas Anderes, als die Medien berichten?

Wolfgang: Jedes Mal, wenn zwei oder mehrere Menschen zusammenkommen um etwas gemeinsam zu tun, müssen sie sich zusammen sprechen, da läuft jede Sekunde Politik ab. Beim Fußball ist das ständig der Fall. Sowohl bei den Fans, aber auch in einer Mannschaft. Hier müssen ebenfalls unterschiedliche Positionen miteinander zusammenarbeiten um erfolgreich zu sein.

Vorwärts: Ich habe bemerkt, dass in Euren Verein auch eine Frau aktiv mitarbeitet. Wie ist das? Fühlst Du Dich in einen “Männersport” als Außenseiterin? Bist Du eine Einzelkämpferin, oder gibt es bei Euch mehrere Frauen?

Elisabeth: Bei uns auf der Friedhofstribüne gibt es einen relativ hohen Frauenanteil. Ich sehe mich somit nicht als Außenseiterin, aber man ist als Frau auf einer Tribüne schon sehr oft mit Vorurteilen konfrontiert. Dass man aus sportlichem Interesse hingeht, stößt oftmals auf Unglauben. Ich bin durch meinen Großvater zum Fußball gekommen. Hier beim Sportklub habe ich ein sehr angenehmes und vor allem gewaltfreies, tolerantes Umfeld vorgefunden. Die Leute kommen her um ein schönes Spiel zu sehen und um sich zu amüsieren. Deshalb gehe ich seit einigen Jahren regelmäßig zu den Matches und hatte letztes Jahr die wunderbare Option das Sekretariat des Sportklubs beruflich zu übernehmen, und somit mein Hobby zum Beruf zu machen. Dass kann manchmal stressig sein, weil die Grenzen Beruf und Freizeit durch die Gemeinsamkeit fließend sind. Allerdings ist dies für mich eine Arbeit mit der ich zu 100% mit dem Herzen dabei bin und überzeugt bin - und das ist etwas, was man glaube ich nicht so leicht findet.

Vorwärts: Frauenfußball tritt immer mehr in das öffentliche Interesse. Werden Frauen im Allgemeinen von den Fußballvereinen unterstützt?

Elisabeth: Leider nein. Es werden zwar Familien z.B. mit Ermäßigungen angesprochen und bei den meisten Vereinen gibt es auch Damenermäßigung, das war es dann aber auch schon. Über Frauenfußball wird in den Medien in letzter Zeit etwas mehr berichtet, doch steckt dies in den Kinderschuhen. Gegenwärtig gibt es noch viele Klischees, wie zum Beispiel dass Frauen die Fußball spielen, automatisch homosexuell veranlagt sind. Und die meisten Mädchen beenden mit Beginn der Pubertät das Fußballspielen, weil es an separaten Trainingsräumen für Mädchen und an Trainern mangelt. Hier ist noch viel Bewusstseinsarbeit nötig.

Vorwärts: Ich finde es toll, Menschen mit solchen Engagement kennen gelernt zu haben und freue mich schon auf unsere Zusammenarbeit. Danke für das Gespräch.

FreundInnen der Friedhofstribüne: Die Freude liegt auf unserer Seite. Gemeinsam wird es uns gelingen, gegen Rechtsradikale und Neonazis Front zu machen. Dieses unmenschliche Gedankengut darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben!

Das Interview führte @harly Krumpschmid.

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