Rote Seitenblicke - 10 Jahre Schwangerschaftsabbruch bei Gynmed

Private Einrichtung muss Versagen der Öffentlichen Hand auffangen
Claudia Sorger

Das Gynmed Ambulatorium in Wien feierte 10-jähriges Jubiläum. Seit über 10 Jahren werden Schwangerschaftsabbrüche in angenehmer Atmosphäre durchgeführt. Der Leiter Christian Fiala engagiert sich durch den Aufbau eines Verhütungsmuseums und auch gegen die radikalen Abtreibungsgegner.

Laut Integral-Marktforschung haben etwa 20 % der Frauen am Ende ihrer Gebärfähigkeit einen Schwangerschaftsabbruch hinter sich. Die tatsächliche Anzahl ist wohl doppelt bis dreimal so groß ist. Schwangerschaftsabbrüche sind also kein „Minderheitenprogramm“, sondern eine medizinische Leistung für einen großen Teil der weiblichen Bevölkerung. Dass Frauen in Wien eine gute Versorgungslage vorfinden, wenn sie sich für einen Abbruch entscheiden, ist letztendlich privaten Initiativen wie jenen von Gynmed zu verdanken.

Aber dass es v.a. private Anbieter sind und Frauen mindestens 500 Euro zu zahlen haben, ist ein Versäumnis der Politik. Die SPÖ hat nach der Durchsetzung der Fristenlösung 1975 kein öffentliches Angebot folgen lassen. Seit 2003 werden offiziell in einigen Gemeindespitälern in Wien Schwangerschaftsabbrüche zum reduzierten Preis von rund 320 Euro angeboten. Doch es handelt sich um eine „Scheinlösung“ mit zahlreichen Hürden (Vorweisen einer Überweisung, Nachweis einer Beratung in einer Beratungsstelle, Blutgruppenausweis sowie gelegentlich Laboruntersuchungen und Voruntersuchung beim Narkosearzt). Das konnten wir im Zuge unserer Kampagne zur Verteidigung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch aufzeigen.

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