Religionsunterricht? Nein danke!

Simon Nagy

Offiziell existiert in Österreich eine Trennung zwischen Kirche und Staat. Dass die Realität ganz anders aussieht, zeigt sich im Schulalltag jedes Kindes – daran, dass der Religionsunterricht nach wie vor im Stundenplan steht. Der Religionsunterricht ist nicht, wie so oft dargestellt wird, ein „Freifach“. Für ein Freifach müssen sich SchülerInnen anmelden, vom Religionsunterricht muss man sich abmelden – was nicht immer leicht gemacht wird. Dafür bezahlen muss trotzdem jedeR Einzelne von uns. 72 Millionen Euro kostete der Religionsunterricht im AHS- und BMHS-Bereich im Jahr 2011. Insgesamt fließen allein im Bereich der Bundesschulen 320 Millionen Euro an Subventionen in den religiösen Sektor.

Im Klartext heißt das, dass wir SteuerzahlerInnen einige ausgewählte Privatvereine – in erster Linie die katholische Kirche – dafür finanzieren, an öffentlichen Schulen „unterrichten“ zu dürfen. Sie dürfen unwissenschaftliche Märchen wie die Schöpfungsgeschichte verbreiten, einzelne Bevölkerungsgruppen wie Homosexuelle beleidigen, antiquierte Familien- und Rollenbilder verbreiten und Kindern durch „Gottesfurcht“ Angst machen und ihnen das kritische Denken abgewöhnen. Und natürlich, es gibt sie, die toleranten, weltoffenen ReligionslehrerInnen, die sich in erster Linie mit anderen Religionen und moralisch-ethischen Fragen beschäftigen. Aber dafür braucht es kein eigenes Fach, auch nicht Ethik. Notwendig ist eine kritische Auseinandersetzung mit Fragen von Menschenrechten, Demokratie und Mitbestimmung im Unterricht. Und das in sämtlichen Fächern – und letztlich in einer anderen Schule!

Ich will hier bei Gott (ha!) niemandem das Recht absprechen, an irgendetwas zu glauben oder seine Religion aktiv auszuüben. Wer religiös sein möchte, soll das selbstverständlich dürfen. Und wer sich in seiner Religion weiterbilden will, soll das ebenfalls dürfen. Aber dann im Privatleben, der eigenen Freizeit und selbst finanziert. Vereine, egal ob religiös oder sonstwie reaktionär, haben an unseren Schulen und in der Ausbildung nichts zu suchen. Die Steuermillionen, mit denen wir jährlich die Kirchen und ihre Propaganda subventionieren, könnten weit sinnvoller genützt werden.

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