Leo Trotzki und das Übergangsprogramm

1938 verallgemeinerte der russische Revolutionär Leo Trotzki die Traditionen von Marx, Engels, Lenin und Luxemburg. Der Text “Das Übergangsprogramm” beginnt mit der Feststellung, dass es einen Gap zwischen der objektiven Reife für den Sozialismus und dem aktuellen Bewusstsein gibt. Und dass die Krise der Arbeiter*innenklasse auf die Krise ihrer Führung zurückzuführen ist. In Deutschland und Österreich wurden die revolutionären Aufstände nach dem 1. Weltkrieg von der Führung der Sozialdemokratie verraten. Das verschaffte dem geschwächten Kapitalismus die notwendige Verschnaufpause. 20 Jahre später war die Arbeiter*innenbewegung wegen der katastrophalen Rolle ihrer Führungen bereits geschlagen, der Faschismus an der Macht. Der Weltkrieg war nicht mehr abzuwenden. Das Übergangsprogramm verband die täglichen Fragen der Arbeiter*innenklasse (Arbeitszeit, Lohn, Arbeitslosigkeit, Teuerung) mit der Notwendigkeit des Sozialismus. Seine Aufgabe bestand darin, die Grundlage für eine revolutionäre Weltpartei der Arbeiter*innen nach dem 2. Weltkrieg zu legen, um der erwarteten revolutionären Welle nicht wie 1918 führungslos gegenüber zu stehen. Viele der Forderungen wie die gleitende Lohnskala, das Ende des Geschäftsgeheimnisses und die Öffnung der Geschäftsbücher, die Verstaatlichung der Banken und Unternehmen unter Kontrolle und Verwaltung der Arbeiter*innenklasse sind gerade heute  zentrale Bestandteile eines Übergangsprogramms. Entscheidend ist aber herauszuarbeiten, welche Methode Trotzki anwendet. Diese Übergangsmethode ist immer Ausdruck der konkreten Situation. Es geht darum, die Verbindung vom notwendigen Sturz des Kapitalismus zu aktuellen Kämpfen zu ziehen und die Forderungen so zu formulieren, dass sie der Mobilisierung dienen.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: