Ich hasse rauchen

Sonja Grusch

Ich möchte klar stellen: Ich gehöre zu den militanten NichtraucherInnen. In meiner Wohnung herrscht Rauchverbot. Aber: Die Debatte um einen Mindestpreis für Zigaretten zum Schutz der Jugend ist verlogen.
Die selbe Regierung hat eine Preisbindungen bei z.B. Heizöl, mit dem hohe Gewinne gemacht werden, abgelehnt und lässt Viele in diesem Winter frieren. Dieselbe Regierung hat im Bildungswesen gekürzt und damit der Jugend die Zukunft weggespart. Dank der de facto Abschaffung einer existenzsichernden Pension und der Kürzungen im Gesundheitswesen stellt sich die Frage, ob es überhaupt noch erstrebenswert ist, alt zu werden.
Was dahinter steckt ist offensichtlich: 2005 sind die Einnahmen aus der Zigarettenbesteuerung (Tabak- und Mehrwertssteuer machen rund 75% des Tschick-Preises aus) hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Obwohl Anfang 05 die Tabaksteuer saftig erhöht wurde. Grund ist die Zunahme des Schmuggels. Der Fiskus bezieht knapp 6% seiner Gesamteinnahmen aus dem blauen Dunst. Dass eine Reduzierung des Konsums nicht erwünscht ist liegt auf der Hand. Und dass höhere Preise den Drogenkonsum nicht reduzieren – Nikotin und Alkohol sind die am häufigsten konsumierten Drogen in Österreich - weiß jeder, der eineN RaucherIn kennt.
Wer ernsthaft gegen die Sucht Rauchen vorgehen will, muss bei der Frage beginnen, warum Menschen überhaupt süchtig werden. Ein Hauptgrund ist der zunehmende Stress, der Leistungsdruck, die Angst vor der Zukunft.
Wenn Regierungsvertreter wirklich das “Wohl der Jugend“ im Auge hätten, dann schlag ich vor: Mehr Geld für Bildungs-, Gesundheits- und Pensionswesen um uns eine Zukunft zu geben. Arbeitszeitverkürzung und ein garantierter Arbeitsplatz für JedeN um den Stress zu reduzieren. Ein Verbot von Werbung für alle Arten von Drogen (auch Medikamente, Alkohol etc.) –  statt riesiger völlig legaler Plakate – und besonders ein Werbeverbot an Schulen. Eine Gesellschaft die Jugendliche nicht zu angepassten BefehlsempfängerInnen trimmt, sondern eine Entwicklung zu kritischen, selbstständig denkenden Menschen ermöglicht. Aber dann gäbe es die braven Arbeitstiere nicht mehr, die ihren Frust und Stress mit Zigaretten bekämpfen und die die FreundInnen der Regierung in der (Tabak-)Wirtschaft reich machen.

Erscheint in Zeitungsausgabe: