Her mit der freien Bildung!

Mehr als 60 Prozent der Studierenden müssen arbeiten um sich das Lernen leisten zu können
Irene Müller

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Angriffe auf das Bildungssystem gab es auch vor dem Bologna-Prozess – der EU-Vereinbarung zur Reform des Uni-Systems. Aber der „Bologna-Prozess“ ist mittlerweile zum Synonym für neoliberale Kürzungspolitik und Elitenbildung geworden. Durch das dreigliedrige Studiensystem soll eine Masse an effizient und gut ausgebildeten, aber gleichzeitig billigen Arbeitskräften produziert werden. AbsolventInnen der Bachelorstudien werden inzwischen am Arbeitsmarkt oft kaum besser entlohnt als MaturantInnen; letztere finden dafür überhaupt keinen Job mehr. Beispielhaft dafür ist der jüngste Entwurf einer Novelle zum BeamtInnendienstrecht, das für Bakk-Abschlüsse weiterhin keine Gleichwertigkeit mit Diplomstudienabschlüssen (also dem „Magister“, den der „Bakk.“ ersetzte) vorsieht. „Life long learning“ sollen die AbsolventInnen von Bachelorstudien. Praktisch heißt dass einige Jahren effizienter Lohnsklaverei, dann (oft extrem teure) Masterstudiengängen um sich noch besser für die Interessen der Wirtschaft zu qualifizieren. Dass dies neben Erwerbstätigkeit und möglicherweise Familie nur unter großer Anstrengung möglich ist, entspricht zwar kapitalistischem Leistungsdenken, nicht jedoch den Bedürfnissen von Menschen. Gerade für Frauen, denen noch immer die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung zugesprochen wird, bedeuten solche Pläne eine drastische Verschlechterung. Und die Forschung selbst soll künftig einer kleinen Elite vorbehalten bleiben, die zum Doktorratsstudium zugelassen wird

Männerdomänen und gläserne Decke

Während Frauen formal sämtliche Bildungsmöglichkeiten offenstehen, sorgen geschlechtsspezifische Sozialisation, Diskriminierung am Arbeitsmarkt und Männerbünde a la CV und rechtsextreme Burschenschaften in Universitäten und Wirtschaft dafür, dass Frauen ihren Bildungsvorsprung (die Mehrheit der UniabsolventInnen sind Frauen) nicht in entsprechende Berufs- und Einkommenschancen umsetzen können. Es gibt verschiedenste Programme, mittels derer Mädchen und jungen Frauen technische Ausbildungen und Berufe näher gebracht werden sollen; und formal gilt für Universitäten wie für Unternehmen ein Diskriminierungsverbot. Doch ändern diese Dinge nichts an der Tatsache, dass Frauen – gerade in männerdominierten Bereichen – selbst mit besserer Qualifikation männlichen Kollegen nachgereiht werden. So beschreibt eine Universitätsassistentin auf der TU Wien ihre Erfahrung: „Solange du nur die nette Kollegin bist, ist alles kein Problem, aber sobald du als Frau übergeordnete Positionen anstrebst, ist es sehr schnell vorbei mit der Akzeptanz. Deine Qualifikationen werden sofort abgewertet und es wird dir extrem erschwert, hochqualifizierte Positionen zu erreichen“. Hier fehlt es augenscheinlich am politischen Willen - und bis jetzt auch noch am notwendigen politischen Druck von unten – um aus der theoretischen Gleichberechtigung von Frauen Realität zu machen.

Demokratisierung der Bildung heißt Gesamtschule und freier Hochschulzugang für Alle

Der allergrößte Diskriminierungsfaktor im Bildungsbereich ist jedoch die Trennung in Hauptschule und Höher Bildende Schulen. Dies ist ein entscheidender Grund dafür, dass Bildung in Österreich nach wie vor Schicksalsfrage ist. Umso niedriger der Bildungsabschluss der Eltern, desto unwahrscheinlicher ist es, dass ihre Kinder eine Universität besuchen. So sind nicht einmal 8% der Studierenden aus ArbeiterInnenfamilien. Mädchen sind besonders stark vom Bildungsgrad der Eltern abhängig: Töchter, deren Eltern einen Pflichtschulabschluss besitzen, haben nur eine 2%ige Chance auf einen Hochschulabschluss. Im Gegensatz dazu stehen jene mit AkademikerInneneltern, deren statistische Chance 63% beträgt. Für einen tatsächlich freien Hochschulzugang ist daher eine Gesamtschule aller 10-18jährigen, mit der Möglichkeit zu handwerklichen Ausbildungen bei gleichzeitiger Hochschulreife, notwendig

Geld für Bildung statt für Banken und Konzerne

Die SLP war von Beginn an Teil der Uniprotestbewegung. Wir kämpfen für ein politisches System, in dem kein Mensch durch Zugangsbeschränkungen – ob finanziell oder durch ungerechte Bildungsvoraussetzungen - am Studieren gehindert wird. Zu viele Studierende können in einer fortschrittlichen Gesellschaft niemals ein Problem sein – unterfinanzierte Unis und Zugangsbeschränkungen hingegen schon! Die SLP fordert daher 10 Mrd. für den Bildungs- und Sozialbereich für gute Studienbedingungen ohne Existenzschwierigkeiten. Bisher hat die Unibewegung viel geleistet, aber unser Kampf gilt nicht nur dem Bologna-Prozess, daher wird er auch nach den Protesten gegen den Bolognagipfel am 11./12. März weiter gehen!

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