Mo 01.10.2012
In der 2. Hälfte der 1960er Jahre ebbte der Aufschwung auch in Italien ab. Im Herbst 1968 sprang der Funke von Prag und Paris auf Norditalien über. Es gab wilde Streiks gegen die Arbeitshetze. Die Bewegung erfasste die Industriezentren von Mailand und Turin. Die Gewerkschaft antworte mit einem „Leistungsstreik“. Anstatt den Streik auszudehnen, sollte nur langsamer gearbeitet werden. Die Bewegung flaute vorerst ab.
Monate später wurden bei Auseinandersetzungen mit der Polizei in Süditalien einige ArbeiterInnen erschossen. Viele der im Norden Arbeitenden kamen aus dem Süden. Die Folge war ein Solidaritätsstreik in Turin, der schnell wieder am Kampf des vergangenen Herbst anschloss. Die Streikbewegung erfasste weitere Lebensbereiche und gipfelte vorerst am 3. Juli in einem Generalstreik gegen die Mieterhöhungen. Im Herbst führte der von FIAT ausgehende Streik zu einer weiteren Zuspitzung. Die Gewerkschaftsführung wurde teilweise durch gewählte Komitees zur Seite gedrückt. Bis zum Ende des Streiks im Dezember konnten große Zugeständnisse erkämpft werden.
Italien 1969 ist ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten und Dynamik eines Streiks. Die allseits für Zugeständnisse bereite Gewerkschaftsbürokratie konnte vorangetrieben und, wo notwendig, durch gewählte Organe ersetzt werden. Gerade für uns heute zeigt dieser Kampf, wie wir uns nicht nur gegen die Krise wehren, sondern eine passive Gewerkschaftsführung an die Wand drücken können.