Feministische Schul- und Unistreiks im spanischen Staat

1,5 Millionen Studierende beteiligen sich am Streik, 100.000 gehen auf die Straße!
Erklärung von „Sindicato de Estudiantes“ („Gewerkschaft der Schüler*innen und Studierenden“)

Der Generalstreik der Schüler*innen und Studierenden, zu dem „Sindicato de Estudiantes“ (SE) und „Libres y Combativas“ (frei und kämpferische, gemeinsame sozialistisch-feministische Plattform von SE und „Izquierda Revolucionaria“, der CWI-Sektion im spanischen Staat) aufgerufen hatten, war ein voller Erfolg. Über 1,5 Millionen Schüler*innen und Studierende ließen ihre Klassenräume verwaist zurück und 90 Prozent der Oberstufenschüler*innen unterstützen den Streik. Mehr als 100.000 Menschen nahmen in den Morgenstunden an über 60 Demonstrationen überall im spanischen Staat teil! Die Entschlossenheit, die wir gezeigt haben gegen Sexismus in den Schulen und Hochschulen, gegen sexistische Gewalt und patriarchales „Recht“ ist auch eine machtvolle Warnung an die Regierung Sanchez: Gesten und Versprechungen reichen uns nicht.

Wir haben genug von dieser Regierung, die wegsieht und nichts unternimmt, um den mächtigen Einfluss der katholischen Kirche in der Bildung zu beenden. Stattdessen wird die die homophobe und sexistische Propaganda der Kirche weiterhin toleriert, skandalöse Gerichtsurteile des francistischen Rechtssystems werden akzeptiert, das Vergewaltiger ungestraft davonkommen lässt. Darüber hinaus werden Kürzungen und Privatisierungen im Bildungssystem fortgesetzt.

Seit dem frühen Morgen war klar, dass der Streik stark und die Demonstrationen sehr groß werden würden. In den weiterführenden Schulen war der Streik sehr solide: 90 Prozent in Galizien, Asturien, dem Baskenland, Katalonien, Valencia, Andalusien, Madrid und andernorts und über 90 Prozent in der Extremadura, auf den Kanaren, in Murcia und so weiter. Auch an den Hochschulen im Land war die Beteiligung massiv.

Auch die Demonstrationen hatten beeindruckende Teilnehmerzahlen: 15.000 in Madrid, 12.000 in Barcelona, 5.000 in Bilbao und tausende in weiteren Städten des Baskenlandes, mehr als 15.000 in Andalusien, 5.000 in Galizien und 5.000 in Valencia, 2.000 in Gijon und zehntausende Weitere im ganzen Land.

Auf sämtlichen Demonstrationen war die Stimmung kämpferisch und voller Enthusiasmus. Wir skandierten Slogans wie: „Mein Rock provoziert nichts!“, „Mit oder ohne Kleidung: Fass mich nicht an!“, „Nein heißt nein – alles andere ist Vergewaltigung!“, „Ja zum Sexualkundeunterricht, nein zum Religionsunterricht!“, „Egal, wer regiert – wir werden für unsere Rechte kämpfen!“, „Der Kampf wird feministisch sein oder gar nicht!“ und etliche weitere. Sehr erfreut hat uns, dass hunderte Rentner*innen, Veteran*innen des Klassenkampfes, mit uns gemeinsam protestiert haben. Sie waren vom Koordinierungskreis der Massenbewegung der Rentner*innen zur Beteiligung an unseren Kundgebungen aufgerufen worden. Dass sie mit dabei waren, war eine Inspiration. Ausgedrückt hat sich das in ihrem Slogan: „Egal, wer regiert – wir werden für unsere Rechte kämpfen!“, den wir auch übernommen haben.

Wir haben auch Unterstützung von Dutzenden feministischen Organisationen, von LGBT- und Trans-Bewegungen bekommen. Vertreten waren auch viele aktuelle Bewegungen von Frauen, wie die „Kellys“ („Reinigungskräfte im Kampf“), Aktivist*innen gegen Gewalt an Frauen und Bewegungen für die Abschaffung der Prostitution, die bei unserer Kundgebung in Madrid eine sehr bewegende Rede gehalten haben.

In allen Großstädten haben bei den dortigen Veranstaltungen viele Aktivist*innen von „Libres y Combativas“ beziehungsweise von SE gesprochen, die noch Schüler*innen oder bereits Studierende sind. Dabei haben sie klargemacht, dass wir in unserem Kampf keinen Schritt zurück hinnehmen werden, dass wir einen revolutionären antikapitalistischen Feminismus vertreten, der kämpferisch ist, und dass wir keine Angriffe auf unsere Rechte tolerieren werden. Wir erklärten, wie die Bewegung der Frauen aus der Arbeiterschaft voll und ganz verbunden ist mit dem Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und Unterdrückung durch das kapitalistische System.

Wir möchten auch betonen, dass tausende unserer männlichen Genossen mitgemacht haben. Sie haben sich an einem gemeinsamen Streik beteiligt und stehen mit uns in der ersten Reihe gegen Angriffe auf unsere Rechte und die Rechte der Menschen aus der LGBT-Community. Wir kämpfen gemeinsam gegen Sexismus und sexistische Vorurteile.

Dieser Streik war ein sehr wichtiger Schritt in Richtung des Aufbaus einer mächtigen Jugend- , Schüler*innen und Studierendenbewegung gegen Sexismus in den Schulen und Hochschulen. Dieser Streik folgte auf die großen Streiks am 8. März und 10. Mai dieses Jahres. Damit wollen wir unsere Forderungen gegenüber der Regierung und dem Bildungsministerium durchsetzen.

Wir werden nicht aufhören, bis wir die Regierung dazu gebracht haben Sexualkundeunterricht in allen Schulen einzuführen, der sich gegen Sexismus, Missbrauch, Verharmlosung von Vergewaltigung, Homo- und Transphobie richtet und aufklärt. Unser Kampf wird so lange andauern, bis sie sämtliche schulinternen Regeln abgeschafft haben, mit denen repressive Kleidungsvorschriften durchgesetzt werden oder die sexuelle Freiheit von LGTB und Trans-Personen eingeschränkt wird. So lange bis disziplinarische Maßnahmen gegen alle Lehrer*innen – dabei handelt es sich um eine kleine Minderheit der Lehrkräfte – ergriffen werden die sexistisches Verhalten verteidigen. Und wir werden so lange weiter kämpfen, bis sie ein für alle Mal das reaktionäre Bildungsgesetz namens LOMCE abgeschafft haben und kostenlose Bildung vom Kindergarten bis zur Universität für alle möglich ist.

Wir wollen Respekt und Würde, die Freiheit zu sein wie wir sind und dass Missbrauch und Erniedrigung endlich aufhören. Macht mit beim SE und bei „Libres y Combativas“. Lasst und gemeinsam den revolutionären antikapitalistischen Feminismus aufbauen!