"Die Zeiten der Sozialpartnerschaft sind vorbei"

Interview mit Markus Populorum, Mitglied des Betriebsrat Bord (BRB), Austrian Airlines,

Vorwärts: Warum steht das AUA-Flugpersonal und der Bord-Betriebsrat in einem Arbeitskampf inklusive Streik(s)?

Markus: Die Zeiten der Sozialpartnerschaft sind vorbei. Die Arbeitgeber schöpfen aus dem Vollen, bedrohen Belegschaften, kündigen Angestellte en masse, wollen ihr Personal maximal schröpfen. Dagegen muss es Widerstand geben. Streik ist die wirkungsvollste Gegenmaßnahme. Man muss den Direktoren ihre Grenzen aufzeigen.

V: Was antwortet ihr auf die in der Öffentlichkeit geäußerten Vorwürfen, die PilotInnen seien 'gierig'?

M: Wenn Direktoren sich sensationelle Gagen gönnen, und zusätzlich Prämien in Höhe eines Jahresgehalts, dann ist das angeblich ganz normal. Wenn Arbeiter auch weiterhin den Lohn haben wollen, der im Kollektivvertrag steht, dann sind sie angeblich gierig. Lächerlich!

V: 1993 gab es bereits einen Streik des AUA-Bordpersonals. Gibt es einen Zusammenhang und wo liegen die Unterschiede zu heute?

M: Zum 93er-Streik gibt es keinen direkten Zusammenhang. Der Unterschied besteht hauptsächlich darin, dass die Zeiten heute viel härter sind als damals, die Direktoren viel weniger kompromissbereit, und folglich auch die Belegschaft noch kämpferischer sein muss.

V: Der vorzeitige Abbruch der Streiks gegen den Pensionsraub im Juni hat unter vielen KollegInnen Unverständnis ausgelöst. Wie seht ihr die Rolle des ÖGB im allgemeinen sowie bezüglich eures Kampfes?

M: Die Gewerkschaft HTV unterstützt uns in vorbildlicher Weise, sie ist uns eine große Hilfe. Der ÖBG hat das Problem eines negativen Kompetenz-Gefälles: Die "kleinen" Funktionäre sind sehr engagiert und auch ziemlich mutig. Eigenschaften, die zunehmend geringer werden, je weiter man nach oben schaut.

V: Was erwartet und plant ihr als nächstes?

M: Wir erwarten kurzfristig, dass die Geschäftsleitung hart bleiben wird, und wir über einen längeren Zeitraum Kampfmassnahmen setzen müssen. Wir rechnen aber damit, dass der Vorstand schließlich lernt, dass man ein Unternehmen nicht erfolgreich gegen die vitalen Interessen der Arbeiter führen kann.

Danke für das Interview!

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