Die Rolle einer sozialistischen Zeitung im 21. Jahrhundert

Vorwärts: 20 Jahre und kein bisschen leise

Ein Blick in die Streikberichterstattung der bürgerlichen Medien genügt, um die Existenz einer sozialistischen Zeitung zu rechtfertigen. Es herrscht Zensur, wenn es um die Interessen der arbeitenden Bevölkerung geht. Das Wort "Unabhängigkeit" prangt zwar auf den meisten Titelseiten. Doch oft ist nicht einmal ein Blick in die Reaktionsstatuten nötig, um das dort festgeschriebene Bekenntnis zu Marktwirtschaft und Regierungspolitik sofort zu erkennen.

Vorwärts ist zwar unabhängig von großen Geldgebern und jeder Form der kommerziellen Werbung. Es ist aber eine Parteizeitung, genauer gesagt die Zeitung einer Partei, die sich das Ziel gesetzt hat, den Kapitalismus zu stürzen und die Gesellschaft sozialistisch zu verändern. Seit 20 Jahren ist Vorwärts damit viel mehr als bloß eine Zeitung. Wir greifen bewusst auf die Traditionen der revolutionären ArbeiterInnenbewegung zurück, in der das gemeinsame, zentrale Presseorgan als Chance gesehen wurde, die sozialistische Bewegung zu organisieren. Von Beginn an bedeutete die Herausgabe unserer Zeitung die Notwendigkeit, unabhängige Strukturen zu schaffen, regelmäßig die Inhalte zu diskutieren und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen gemeinsam umzusetzen. Diese Erfahrungen halfen uns ganz wesentlich, als wir Anfang der 90er Jahre aus der Sozialistischen Jugend (SJ) ausgeschlossen wurden, aber auch als wir den Schritt zur Gründung einer neuen Partei im Jahr 2000 setzten. Damals wie heute greifen wir mit unseren Medien aktiv in Bewegungen ein und beziehen deutlich Stellung zu den aktuellen Bewegungen. Vorwärts war in diesem Sinne nie ein beliebiges Diskussionsorgan, angepasst an die Bedürfnisse eines losen politischen Umfelds. Wir fühlen uns verpflichtet, mit unserer Zeitung einen klaren sozialistischen Standpunkt in die öffentliche Debatte einzubringen, um so kämpferische ArbeiterInnen und Jugendliche zu erreichen. Vorwärts steht damit nicht im Widerspruch zur Notwendigkeit anderer breiter Formen von Zeitungen und Medien in der ArbeiterInnenbewegungen. Im Gegenteil: Wir unterstützen solche Entwicklungen dort, wo sie in Erscheinung treten. Während der Streiks im letzten Jahr haben die Beschäftigen zum Teil selbst begonnen, eigene Medien zu entwickeln. Sie haben in Zeitungen, Flugblättern und im Internet einen unabhängigen Standpunkt eingenommen, der den Interessen der Streikenden entsprach. Wir haben diese Publikationen und die darin enthaltenen Standpunkte selbstverständlich verbreitet. Bei verstärkter Vernetzung unter kämpferischen BetriebsrätInnen und Belegschaften könnten hier die ersten Keime neuer ArbeiterInnen-Medien gelegt worden sein.

20 turbulente Jahre

Im Laufe der letzten 20 Jahre hat die Zeitung Vorwärts keine lineare Entwicklung vollzogen. Die Häufigkeit des Erscheinens und die Qualität der einzelnen Nummern waren natürlich geprägt vom Rhythmus der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung, aber auch vom Stand unserer eigenen Kräfte. In der letzten Zeit waren wir besonders bemüht, jüngere Mitglieder unserer Partei zu Wort kommen zu lassen. Auch in dieser Nummer ist das z.B. mit den Artikeln von Jakob Unterwurzacher (Brasilien) und Margarita Döller (Arbeitsplätze statt Ausländerhetze) geglückt. Nicht nur diese GenossInnen garantieren dafür, dass unsere Geschichte noch lange nicht zu Ende ist. Auch Sie als neue/r Abonnent/in?
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