Der rechte Rand: Christchurch

Till Ruster

Tarrant, der Mörder von mindestens 50 Personen in Christchurch, sei ein Einzeltäter, das stand für die Behörden früh fest. Er sei „nicht Teil unserer Gesellschaft“, meinte Neuseelands Premierministerin. Abgesehen von der juristischen Bewertung: Aus politischer Sicht war er alles andere als ein Einzeltäter. Wie bei rechtsradikalen Mördern anderer Attentaten in Norwegen, Quebec, Parkland, Oak Creek, Charlottesville... gibt es einen klaren Zusammenhang zum rassistischen und faschistischen Umfeld. Es geht nicht „nur“ um Foren im Internet, sondern um eine reale, internationale Bewegung. Nicht zufällig bezieht sich Tarrant auf Trump, das gefeierte Idol vieler Rechtsextremer. Klar bedient er sich auch der Sprache der „neuen Rechten“, wie sie auch die österreichischen „Identitären“ führen. Wie diese spricht er vom „Großen Austausch“. Gemeint ist eine Verschwörung der „Eliten“ (der antisemitische Bezug ist kein Zufall), um die „weiße“ Bevölkerung durch Muslime auszutauschen. Was Identitäre&Co auf die Straße tragen und oft von etablierten Rechtspopulisten von FPÖ über ÖVP bis Orban aufgegriffen wird, setzen Tarrant & Co. in die Tat um. Die Rechten erfinden ein Bedrohungsszenario und rufen zum gewaltsamen Widerstand. Nichts anderes tun Identitäre, wenn sie sich auf Prinz Eugen, Reconquista und Türkenbelagerung beziehen. Wer das nächste rechtsextreme Attentat verhindern will, muss auch hierzulande gegen die Rechten mobilisieren und den Kampf gegen die echten Bedrohungen wie Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalt gegen Frauen,... aufnehmen!

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