Chavez ist weg - und nun?

Eine kritische Nachbetrachtung

Die Medien stilisierten ihn zum Popstar des Lateinamerika Gipfels in Wien. Nicht ganz unschuldig waren daran die Veranstalter der "Hallo Präsident" - Kundgebung und der Chavez-Showveranstaltung in der Arena aus dem Umfeld der Sozialistischen Jugend, bzw. der Gruppe Funke. Der Massenandrang von bis zu 5.000 Jugendlichen bei diesem Event zeigt ohne Zweifel den Wunsch nach einer anderen Welt - doch wie können wir den "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" (Chavez) erreichen?
  In der neuen Broschüre der SJ wird die zweideutige Haltung der Regierung Venezuelas zur Verstaatlichung und zur Zerschlagung alter Machtstrukturen, als schrittweise Umsetzung des Sozialismus "von Unten" schön geschrieben. Ebenso wenig wird eine internationale Strategie kritisch beleuchtet, die Errungenschaften des revolutionären Prozesses z.B. durch ein Bündnis mit dem iranischen Regime festigen will. Statt einer ernsthaften Auseinandersetzung bleibt angesichts solcher Lee(h)re nur der Show-Effekt übrig. Internationalismus ist aber mehr als eine Chavez-Show - auch wenn man sich dann vielleicht nicht sicher sein kann ob der "Presidente" dann wirklich einer Einladung in die Wiener Arena folgt. Etwas kleinere Brötchen haben demgegenüber zwar die "trotzkistischen" Veranstalter einer Diskussion mit dem sozialistischen Gewerkschafter Stalin Pérez Borges aus Venezuela gebacken, die zeitgleich stattfand. 150 TeilnehmerInnen - darunter auch ein gutes Dutzend SLP-Mitglieder - bekamen dafür allerdings mehr als Personenkult und ein paar starke Sprüche serviert. Ein anderes Mitglied  von Stalin Pérez Borges Strömung (UNT und PRS), Ruben Linares, der im Vorfeld für die Veranstaltung in der Arena sogar angekündigt worden war, konnte dort übrigens dort plötzlich nicht zu Wort kommen (...).
  Darüber hinaus gilt zudem: Internationale Arbeit enthebt SozialistInnen keineswegs der Verantwortung dort wo man lebt und arbeitet für Veränderungen zu kämpfen. Oder konnte man die massiven Wortmeldungen von SJ und Co. zur ÖGB/BAWAG-Krise in der letzten Zeit aufgrund der Chavez-Sprechchöre einfach nicht hören?

Mehr zum Thema: 
Erscheint in Zeitungsausgabe: