Auch Österreich braucht eine Linkspartei!

Eine Stellungnahme der SLP nach den steirischen Wahlen

Die steirischen Landtagswahlen 2005 waren in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Die Regierungsparteien ÖVP und BZÖ erlitten ebenso wie die FPÖ herbe Niederlagen. Die offen rechtsextreme FPÖ flog aus dem Landtag, das ebenfalls rechtsextreme BZÖ befindet sich fast unterhalb der Wahrnehmungsgrenze. Die SPÖ wurde stärkste Partei und hat damit der ÖVP nach Salzburg das nächste Bundesland abgenommen. Dies ist weder auf eine ernsthafte Alternative des SPÖ-Spitzenkandidaten Voves bzw. des SPÖ-Programms, noch auf eine Mobilisierung von Beschäftigten gegen die herrschende Politik zurückzuführen. Die SPÖ wurde in erster Linie nicht als positive Alternative, sondern vor allem als kleineres Übel gesehen. Sie hat zwangsläufig aus dem Debakel der skandalgeschüttelten ÖVP profitiert. Die Niederlage der ÖVP hat langfristige Auswirkungen. Das bedeutendste Resultat ist jedoch das Abschneiden der KP-Steiermark. Mit über 6,3 % bzw. knapp 45.000 WählerInnen wurde die KP-Steiermark unter ihrer Führungsfigur Kaltenegger drittstärkste Partei. Sie ließ Grüne, FPÖ, BZÖ und Liste Hirschmann klar hinter sich. Nach den Bundestagswahlen in Deutschland, bei der die Linkspartei 8,7 % erringen konnte, ist das KP-Steiermark-Ergebnis der nächste Anstoß für Diskussionen zur Notwendigkeit einer Linkspartei in Österreich. Die AktivistInnen der Sozialistischen LinksPartei (SLP) arbeiten seit Mitte der 90er Jahre am Aufbau einer eigenständigen sozialistischen Kraft. Wir sehen unsere Argumente für eine neue ArbeiterInnen-Partei (statt einer Anbindung an SPÖ oder Grüne) durch die aktuellen Entwicklungen bestätigt. Wir möchten neben einer Einschätzung der österreichischen Innenpolitik und der Rolle der KPÖ unsere Vorschläge für die Entstehung eines Ansatzes hin zu einer echten Linkspartei umreißen. Wir freuen uns über konstruktive Beiträge und Kritik von anderen Organisationen, AktivistInnen und Interessierten.

Historischer Umbruch & Ablehnung der herrschenden Politik

Die Niederlage der ÖVP hat gewaltige Ausmaße. Sie bringt mit sich, dass zum ersten mal eine Pattsituation zwischen den zwei großen Parteien SPÖ und ÖVP auf Länderebene (4:4) und eine Mehrheit der SPÖ im Bundesrat entsteht. Dies wird zwar leider keinen Schwenk hin zu einer Politik gegen Sozialabbau mit sich bringen. Nichts desto trotz ist dadurch die wachsende Krise der bürgerlichen Parteienlandschaft erneut bestätigt worden. Keine 3 Jahre nach Schüssels überraschendem Sieg bei den Neuwahlen 2002 steht die traditionellste Partei der Besitzenden und Herrschenden in Österreich vor einem Scherbenhaufen. Die Machtübernahme der SPÖ in der Steiermark wird keine Änderung der Politik zugunsten der ArbeitnehmerInnen und Arbeitslosen bringen. In Salzburg hat die SPÖ-Landesregierung die Stadt Salzburg angewiesen, den halben Euro Essenszuschuss für Kinder aus Familien, die Sozialhilfe empfangen, zu streichen. In Wien führt die SPÖ mit einer absoluten Mandatsmehrheit die Privatisierung des Sozialbereichs und öffentlicher Dienstleistungen durch. Viele SPÖ-WählerInnen, die gewisse Hoffnungen auf Veränderung in die Wahl gesetzt haben, werden sich in nicht allzu ferner Zukunft enttäuscht sehen.

Das steirische Wahlergebnis lässt in Verbindung mit den Vorleistungen der Bundes-SPÖ speziell in den letzten Monaten (gehorsame Zustimmung zu wesentlichen Gesetzesvorlagen der Schüssel-Regierung) die Wahrscheinlichkeit einer neuen Großen Koalition (SPÖ-ÖVP) wachsen. Aus Sicht der Unternehmen und Kapital-Vertreter, die eine „arbeitsfähige“ Regierung wünschen, die Angriffe auf ArbeitnehmerInnen und Sozialleistungen fortführen soll, wird der Wiedereintritt der SPÖ in die Bundesregierung im Vergleich zum gegenwärtigen ÖVP-BZÖ-FPÖ-Chaos immer verlockender.

Ursachen & Auswirkungen des Wahlergebnisses

  • Die

    Abwahl der ÖVP hat natürlich auch bundespolitische Gründe.

    Die ÖVP versucht wie schon nach den letzten Wahlen, dies

    herunterzuspielen. Die Auswirkungen der Kürzungen bei Bildung,

    Gesundheit und Wohnen auf Bundesebene führen auch in der

    Steiermark zur Ablehnung der ÖVP. Hinzu kamen die hausgemachten

    Skandale um Estag, Hirschmann und Herberstein, die die Abgehobenheit

    und Korruption der herrschenden Politik weiter deutlich gemacht

    haben. Die Stimmung: „Die da oben richten sich’s auf unsere

    Kosten“ war ein wesentlicher Grund für die Abwahl der ÖVP.

    Die Versuche der steirischen ÖVP, Verantwortung für die

    Skandale auf andere (v.a. Hirschmann) abzuwälzen, hat nicht

    funktioniert. Wir meinen, dass der Denkzettel für die ÖVP

    nicht in einer „Medienkampagne“ zu suchen ist, sondern in ihrer

    jahrzehntelangen Politik im Interesse der Unternehmen und

    Superreichen, die unausweichlich Korruption und Abgehobenheit mit

    sich bringt.

  • Dass

    die SPÖ heute die größte Fraktion im steirischen

    Landtag ist, ist nicht auf die Politik der SPÖ zurückzuführen.

    Die Voves-SPÖ zeigte im Wahlkampf wenig eigenes Profil. Sie hat

    weder ein Alternativkonzept zum Neoliberalismus präsentiert

    noch Menschen zur aktiven Umgestaltung der herrschenden Verhältnisse

    aufgefordert. Die SPÖ wurde als kleineres Übel gewählt

    bzw. als Partei, die sich weniger unbeliebt machen konnte.

    Tatsächlich war und ist die SPÖ auf Bundes- wie auf

    Landesebene für viele Probleme in der Steiermark

    verantwortlich. Die Privatisierung und Zerschlagung der

    Verstaatlichten Industrie unter SPÖ-Führung in den 80er

    und 90er Jahren hat für einzelne Regionen in der Steiermark zu

    hoher Arbeitslosigkeit geführt. Aufgrund der steirischen

    Landesverfassung war die SPÖ an der bisherigen Landesregierung

    beteiligt. Sie hatte bei den diversen Skandalen ebenso wie die ÖVP

    ihre Finger im Spiel. Es passt ins Bild, dass Voves nun angekündigt

    hat, im Fall Herberstein „einen Schlussstrich“ ziehen zu wollen.

  • Der

    Absturz der rechtsextremen Parteien FPÖ und BZÖ ist

    natürlich sehr erfreulich. Dennoch: Sofort nach der

    Parteis­pal­t­ung hat die SLP gleichzeitig davor

    gewarnt, daraus ein Ende des Rechtsextremismus abzuleiten. Der

    Wiener Wahlkampf mit der besonders aggressiven Linie der Strache-FPÖ

    und dem BZÖ-Spitzenkandidaten Schimanek machen das deutlich.

    Ein Neuaufschwung des rechtsextremen Populismus kann auf Grundlage

    fortgesetzter Verarmung und Sozialabbau nicht ausgeschlossen werden.

    Vor allem dann, wenn es nicht gelingt, eine starke linke Alternative

    aufzubauen.

  • Die

    Stagnation und leichten Verluste der Grünen sind auf ihre immer

    größere Verwechselbarkeit mit den „traditionellen“

    Parteien zurückzuführen. Die Grünen waren nie eine

    linke Partei für ArbeitnehmerInnen. Sie hatte aber früher

    zumindest ein linkes und fortschrittliches Image. Dieses ist in den

    letzten Jahren durch die Anbiederung an die ÖVP deutlich

    geschrumpft.

  • Das

    Ergebnis der Kommunistischen Partei zeigt, dass die Behauptung „Die

    kleineren Parteien haben unter dem Duell der beiden Großparteien

    gelitten“ falsch ist. Trotz lächerlicher Panikmache (v.a. von

    ÖVP-Seite) kam die KP-Steiermark auf 6,3 %. Der Einzug der KP

    in den Landtag drückt den Wunsch vieler Menschen, vor allem aus

    der ArbeiterInnenklasse, nach einer echten Alternative zum

    ÖVP-SPÖ-Proporz sowie zur angeblichen Alternative FPÖ

    aus. Die Politik der KPÖ ist für die gesamte Linke von

    großer Bedeutung. Auf jeden Schritt der KP-Steiermark, auf

    konkrete Vorschläge, auf Aussagen, auf das Abstimmungsverhalten

    im Landtag wird große Aufmerksamkeit fallen.

  • Das

    Ergebnis hat natürlich bundespolitische Auswirkungen. Die

    Bundesregierung hat neuerlich eine schwere Niederlage hinnehmen

    müssen. Die ÖVP verlor nach Salzburg nun ein weiteres

    Bundesland. Der kleine Koalitionspartner BZÖ ist bereits beim

    ersten Wahl-Test vollends gescheitert. Der Druck innerhalb der ÖVP

    auf Schüssel wird stärker. Eine Obmanndebatte könnte

    bald offen ausbrechen. Der einzige Klebstoff der jetzigen Regierung

    ist die Gewissheit, dass bei vorgezogenen Neuwahlen das BZÖ

    möglicherweise den Einzug ins Parlament verfehlen könnte

    und damit der ÖVP der bisherige Koalitionspartner endgültig

    wegfallen würde. Die Instabilität der Bundesregierung hat

    durch die steierischen Wahlen weiter zugenommen. In Bezug auf den

    Wahltermin ist es wie im Lotto: „Alles ist möglich“.

Rolle der KP-Steiermark – Kritik der SLP

  • Der

    Wahlerfolg der KP-Steiermark ist ein wichtiges Signal für die

    Linke und darüber hinaus für breitere Schichten. Es zeigt,

    dass linke Politik nicht „an sich“ ein Minderheitenprogramm ist,

    sondern eine ernstzunehmende Alternative sein kann. Gleichzeitig

    sehen wir in den Positionen der KP-Steiermark und der Bundes-KPÖ

    (die sich in vielen Fragen durchaus unterscheiden) eine Reihe von

    Problemen und Schwächen.

  • Trotz

    Panikmache haben knapp 45.000 Menschen in der Steiermark die KP

    gewählt. Das Ergebnis unterscheidet sich von den Ergebnissen

    anderer Bundesländer, wo die KPÖ unter 1 % liegt.

    Andererseits gibt es Parallelen zu internationalen Entwicklungen,

    wie dem guten Abschneiden der Linkspartei in Deutschland.

  • Die

    KP wurde nicht wegen ihres „Kommunismus“ gewählt. Aber im

    Gegensatz zu früher war der Name „Kommunistische Partei“

    kein Hindernis mehr. Dies spiegelt eine politische Entwicklung

    wider, die von der SLP in den letzten Jahren immer wieder betont

    wurde. Die Ablehnung des Establishments, der herrschenden Zustände

    und sogar des Kapitalismus als ganzes (oft unter den Begriffen

    „Globalisierung“ oder „Turbokapitalismus“) steigt.

    Erfahrungen mit den tatsächlichen Auswirkungen des

    Neoliberalismus am eigenen Leib und die offen zur Schau gestellte

    Abgehobenheit der Herrschenden in Politik & Wirtschaft haben den

    Wunsch nach „etwas anderem“ geweckt. Die Tatsache, dass es

    derzeit keine große Partei gibt, die die Interessen von

    ArbeiterInnen und Arbeitslosen vertritt und mit ihnen gegen den

    Sozialkahlschlag kämpft, bricht sich in solchen Ergebnissen

    Bahn. Die Skepsis gegenüber dem, was mit der KPÖ in

    Verbindung gebracht wird (den sogenannten „Kommunismus“, bzw.

    richtigerweise Stalinismus) ist zweifellos noch da. Doch die

    Erfahrung mit dem real existierenden Kapitalismus verschiebt die

    Blickpunkte.

  • Ein

    wichtiger Grund für den Erfolg der steirischen KP ist die

    Arbeit von Ernest Kaltenegger und die Politik der KP in Graz.

    Kaltenegger wirkt angesichts der bürgerlichen

    Parteienlandschaft als einziger Politiker ehrlich und um die

    Interessen der „einfachen Menschen“ bemüht. Er wirkt nicht

    gekünstelt und abgehoben. Er hat seinen Lebensmittelpunkt mit

    Menschen wie du und ich. Er bereichert sich nicht aus Steuermitteln.

    Er bzw. KP’lerInnen finanziert/en aus seinem/ihrem Einkommen Hilfe

    für sozial Schwache. Die KP-Steiermark (in Person von

    Kaltenegger) ist seit Jahren im Bereich Wohnen und Mieten in Graz

    federführend.

  • Die

    Politik der KP-Steiermark bietet für eine echte sozialistische

    Alternative eine Reihe positiver Anknüpfungspunkte.

    Gleichzeitig zeigten sich bereits vor und im Wahlkampf die

    Beschränkungen der KP-Politik. Es besteht die Gefahr, dass

    diese Schwächen künftig für den Wiederaufbau einer

    starken sozialistischen/kommunistischen ArbeiterInnen-Bewegung ein

    Hindernis darstellen und das famose Ergebnis vom 2.Oktober letztlich

    ungenutzt verstreicht. Die KP-Steiermark steht unter einem großen

    Druck. Von vielen Seiten wird gegen sie gehetzt. Diese Angriffe

    weisen wir zurück. Weil die Rolle der KP-Steiermark für

    die gesamte Linke große Auswirkungen hat und im Sinne einer

    fruchtbringenden Auseinandersetzung innerhalb der linken und

    ArbeiterInnen-Bewegung umreißen wir kurz einige unserer

    Kritikpunkte:

  • Die

    Politik der KP-Steiermark scheint lediglich auf die Steiermark

    reduziert zu sein. Natürlich muss eine ernsthafte

    sozialistische/kommunistische Kraft auch in regionalen und lokalen

    Fragen die Überlegenheit ihrer Standpunkte beweisen. Angesichts

    der weltweiten Entwicklungen und globaler wirtschaftlicher

    Verhältnisse ist jedoch selbst in der Lokalpolitik eine

    internationale Orientierung unerlässlich.

  • Die

    Arbeit der KP wird im Slogan „Helfen statt reden“

    zusammengefasst. Dieser Slogan drückt bereits den

    sozialarbeiterischen Zugang aus. Dieser hat zweifellos seinen Sinn,

    um einzelnen Menschen aus schweren Notlagen zu helfen. Kern einer

    echten sozialistischen/kommunistischen Politik muss unserer Ansicht

    nach sein, Betroffene zur aktiven Mitarbeit zu bewegen.

    Einzelbeispiele können sehr gut genutzt werden, um generelle

    politische Forderungen zu entwickeln, um die herum Kampagnen und

    letztendlich Bewegungen entstehen sollten. Mit einer Mobilisierung

    im Rücken kann so eine sozialistische/kommunistische Partei

    politisch Verbesserungen durchkämpfen oder Verschlechterungen

    abwehren. Lediglich ein besseres Management des gegenwärtigen

    Systems wird dafür nicht ausreichen.

  • Wir

    haben den Eindruck, dass die KP-Steiermark, nicht zuletzt wegen

    dieses Konzeptes, die Erfolge auf der Wahlebene nicht gleichermaßen

    in den Aufbau einer aktiven und kämpferischen Partei umlegen

    kann. Die Gewinnung neuer Mitglieder und AktivistInnen auf allen

    Ebenen ist jedoch notwendig, da Verbesserungen eben nicht nur durch

    Arbeit in den Gremien sowie Hilfsleistungen von MandatarInnen

    erreicht werden können.

  • Die

    Angriffe der bürgerlichen und rechten Parteien verlangen von

    den verantwortlichen KP-Mitgliedern eine gut überlegte

    Reaktion. Wir halten es für nötig, hierbei eine Sprache zu

    wählen, die nicht „links akademisch“ geprägt ist,

    sondern an den Meinungen und Stimmungen unter ArbeiterInnen ansetzt.

    Doch der Kern jeder Aussage muss im Sinne der Verbreitung

    grundlegender sozialistischer/kommunistischer Standpunkte und Ideen

    liegen. Gerade diesbezüglich hat die KP im Wahlkampf eine Reihe

    von Rückziehern, z.B. in der Frage der Verstaatlichung bzw.

    gesellschaftlichen Besitzes gemacht, anstatt die öffentliche

    Aufmerksamkeit voll zu nutzen. Wir sind davon überzeugt, dass

    ein betont antikapitalistisches Auftreten kaum jemanden von der Wahl

    der KP abgeschreckt hätte.

  • Die

    KP hat (und dies gilt für die steirische wie für die

    Bundes-KP) niemals einen wirklichen Bruch mit den Traditionen,

    Methoden und Ideen ihrer stalinistischen Geschichte vollzogen. Einst

    Partei in direktem Zusammenhang mit der Moskauer Führung,

    bemühte sie sich zwar um eine Distanz zu den Verbrechen des

    Stalinismus. Dieser Punkt ist sehr wichtig. Aber in Fragen von

    Bündnispolitik (oftmals mit einer Öffnung nach rechts und

    weniger zu anderen Linken), des Programmes und der Methoden des

    Kampfes zieht sie keine Lehren aus vergangenen Fehlern. Das zeigt

    sich in Bezug auf die Notwendigkeit einer grundlegenden

    Gesellschaftsveränderung. Hier wurde „das Kind mit dem Bade

    ausgeschüttet“. Es sticht ins Auge, dass diesbezüglich

    ein sehr schaumgebremstes Programm präsentiert wird. Soziale

    Missstände werden aufgegriffen, doch die Antworten bleiben

    meist im Rahmen des Kapitalismus stecken. Der Sturz des Kapitalismus

    wird nicht als zentrale Aufgabe erklärt, was jedoch zur Lösung

    der Probleme der Menschheit nötig ist.

  • Viele

    frustrierte Ex-FPÖ-WählerInnen wählen nun

    KP-Steiermark. Deshalb steigt auch der Druck auf die KP, Fragen zu

    „AusländerInnen-Politik“ zu beantworten. Gerade angesichts

    eines solchen Drucks ist eine sozialistische antirassistische

    Position notwendig. In allen Fällen von Gemeindewohnungen und

    Arbeitsplätzen muss man klar machen, dass die Spaltung in In-

    und AusländerInnen keinen einzigen Job schafft und dadurch

    keine Wohnung leistbarer wird. Um Sozialleistungen gegen Kürzungen

    zu verteidigen, ist die beste Voraussetzung, einen gemeinsamen Kampf

    von möglichst allen hier lebenden Menschen anzustreben. Wir

    unterstellen der KP keinen Rassismus. Wir haben jedoch schon in der

    Vergangenheit in diesen Punkten (AusländerInnen in

    Gemeindebauten, Bündnisse mit der FPÖ in „Sachfragen“)

    sowohl in der Steiermark als auch in Wien problematische bzw.

    ungenaue Positionen kritisiert.

  • Eine

    neue linke Kraft hat die Möglichkeit, rechtsextreme und

    faschistische Gruppen auszubremsen. Die FPÖ konnte ihren

    Aufstieg in den 1990er Jahren wegen des Fehlens einer linken

    Alternative vollziehen. Das Antreten der Linkspartei in Deutschland

    konnte die NPD auf der Wahlebene zumindest vorerst zurückdrängen.

    Dies ist langfristig aber nur mit einer einerseits klaren

    antirassistischen Position und andererseits einem deutlichen

    Eintreten gegen die sozialen Probleme möglich. Scheitert eine

    neue linke Kraft, kann das rechten Kräften neuerlich Raum für

    Stärkung bieten.

Die Bäume der KP-Steiermark werden nicht in den Himmel wachsen. Eine ruhige Position im Landtag wird und kann es nicht geben. Wir glauben nicht, dass die KP so etwas willentlich anstrebt. Doch die Gefahr ist in solch einer Situation immer gegeben, sich eine Art Nische als Opposition zu sichern und darin den wesentlichen Auftrag für seine Politik zu suchen. Die WählerInnen-Basis der KP ist nicht stabil; sie hat viel Vorschußlorbeeren erhalten. Dieser Kredit wird nicht nur der KP-Steiermark gewährt, sondern in einem gewissen Sinn der gesamten linken Bewegung in Österreich. Die KP-Steiermark wird auf der Grundlage zukünftiger Auseinandersetzungen die Verantwortung haben, an Vorschlägen für die Entstehung einer neuen bundesweiten sowie international organisierten Kraft mitzuwirken. Die SLP ist interessiert, bei jedem ernsthaften Ansatz in diese Richtung aktiv dabei zu sein. Doch wie sehen die Perspektiven dafür heute in diesem Land aus? Und wie müsste eine solche „Linkspartei“ oder Plattform o.ä. Politik machen und aufgebaut sein?

Für eine neue Partei für ArbeiterInnen, Arbeitslose und Jugendliche

  • Die

    deutschen sowie die steirischen Wahlen haben den Wunsch nach einer

    neuen linken Kraft ausgedrückt. Weder die Linkspartei noch die

    KP-Steiermark haben das Potential für eine Kraft links von

    SPÖ/SPD und Grünen voll ausgeschöpft. Aber beide

    haben deutliche Zeichen gesetzt. Als Folge wird die Diskussion über

    eine neue linke Kraft auch in Österreich zunehmen. Auch wenn es

    derzeit noch keinen konkreten Ansatz gibt, halten wir es für

    sinnvoll, die wesentlichen Eckpfeiler für eine neue Linkspartei

    zu diskutieren. Man muss heute schon in seinen Vorstellungen fit

    sein für zukünftige Entwicklungen! Eine solche neue linke

    Partei, eine neue Partei für ArbeiterInnen, Arbeitslose und

    Jugendliche muss um erfolgreich sein zu können, drei

    Bedingungen erfüllen: sie muss aktiv in Kämpfe eingreifen,

    diese auch initiieren und anführen. Sie muss in ihren

    Strukturen demokratisch sein und Organisationen und

    Einzelmitgliedern breite Teilnahme an Diskussionen und

    Entscheidungen geben. Und sie braucht ein sozialistisches Programm,

    dass Lösungen nicht nur im Rahmen des Kapitalismus sucht,

    sondern eine systemüberwindende Perspektive hat.

  • Eine

    neue Linkspartei wird nicht der bloße Zusammenschluss bereits

    bestehender Organisationen sein. Eine neue Qualität erhält

    ein solches Projekt durch Bewegungen von ArbeiterInnen, Erwerbslosen

    und Jugendlichen. Für die Entstehung der WASG in

    Westdeutschland (gewerkschaftlich linker Teil der Wahlplattform

    Linkspartei.PDS) waren die Bewegungen gegen Hartz IV und die Agenda

    2010 maßgeblich. Die Protest- und Streikbewegungen der Jahre

    2003 und vor allem 2004 waren ihrerseits nicht möglich ohne des

    breiten Gefühls unter ArbeiterInnen und Arbeitslosen, von der

    SPD betrogen worden zu sein. Dieser Bruch vollzog sich auch in den

    Reihen der Gewerkschaften. Die SPD führt in Koalition mit den

    Grünen die schärfsten neoliberalen Angriffe durch. Sie

    handelt im Auftrag der Kapitalisten, die großen vergangenen

    Errungenschaften der ArbeiterInnenbewegung zu zerstören. Aus

    Sicht der Unt­ernehmen sind diese Angriffe nötig, um

    angesichts einer weltweiten strukturellen Krise des Kapitalismus

    ihre Profite zu verteidigen. Der kapitalistische Konkurrenzkampf

    soll auf dem Rücken der ArbeiterInnen und sozialen Schwachen

    ausgetragen werden.

  • Die

    bisherigen Streiks und Arbeitskämpfe in Österreich haben

    noch zu keiner ähnlichen Entwicklung aus den Reihen der

    Gewerkschaft geführt. Die Situation in Österreich

    unterscheidet sich zu Deutschland nicht nur in der Schärfe der

    sozialen Krise und Verarmung (was nicht heißt, dass es in

    Österreich nicht schlimm genug wäre). Seit 2000 sind in

    Österreich ÖVP und FPÖ bzw. BZÖ an der Macht.

    Dies erlaubte der SPÖ, sich in der „Opposition“

    zurückzulehnen. Dennoch geht die deutsche Entwicklung nicht

    spurlos vorüber. Die Streiks 2003 haben bisher keinen

    organisierten Ausfluss gehabt, aber es gibt auch innerhalb des ÖGB

    und der Fachgewerkschaften immer häufiger Diskussionen über

    die Notwendigkeit des Bruchs mit der SPÖ und die Notwendigkeit

    einer neuen Partei für ArbeitnehmerInnen. Eine Initiative aus

    den Reihen der Gewerkschaft – eine Konferenz von BetriebsrätInnen

    und GewerkschafterInnen, ein Mobilisierung aus diesem Bereich gegen

    Angriffe auf die ArbeiterInnenklasse könnte die so wichtige

    neue Qualität für den Prozess in Österreich sein.

    Denn auch für Österreich gilt: eine solche neue Kraft wird

    nicht aus dem blosen Zusammenschluss zwischen existierenden linken

    Organisationen entstehen.

  • Angesichts

    des Erfolges der KP-Steiermark stellt sich die Frage, welche Rolle

    die Bundes-KPÖ spielen wird, kann und soll. Wie so oft stellt

    sich die KPÖ in Wien als einzige linke Alternative dar, obwohl

    sie gleichzeitig von „linker Pluralität“ redet. Die

    Kandidatur der SLP und anderer Linker in diversen Bezirken werden

    abgetan oder offiziell ignoriert. Die KPÖ machte in den letzten

    Jahren eine Rechtsentwicklung durch. Das äußerte sich

    auch in einem Schwund an aktiven Mitgliedern, die die KPÖ

    verlassen haben oder hinausgeworfen wurden. Das Abschneiden der KPÖ

    bei den Wiener Wahlen wird mitentscheiden, ob sie Schritte Richtung

    „Linkspartei“ setzen wird und kann. Doch selbst wenn sie

    aufgrund der Popularität Kalteneggers jetzt in Wien zulegen

    sollte, ist nicht zu erwarten, dass die KPÖ ein Konzept

    vorschlagen wird, das einen offenen Zugang beinhaltet, wie wir es im

    folgenden Teil entwerfen.

  • Für

    eine erfolgreiche neue Linkspartei gilt unserer Meinung: Je weniger

    von dieser KP, desto besser. Eine neue Linkspartei muss mit den

    Traditionen und Methoden der KPÖ brechen. Dasselbe gilt in

    einer anderen Größenordnung für die SPÖ. Sie

    positionierte sich nach dem 2. Weltkrieg als Retterin

    kapitalistischer Verhältnisse, als deklariert

    anti-kommunistische (gemeint war hier nicht anti-stalinistisch!) und

    als Partei, die dazu da war, die Gewerkschaftsbewegung in enger

    Umklammerung zu halten. Linke wurden und werden an den Rand

    gedrängt, während sie sich sogar für ehemalige Nazis

    öffnete. In all diesen Fragen muss eine neue Linkspartei eine

    völlig andere Ausrichtung haben!

  • Das

    heißt nicht, dass KPÖ und SPÖ, oder besser:

    AktivistInnen aus KPÖ und SPÖ, nicht Teil einer solchen

    Entwicklung sein können und sein werden. Doch der Erfolg eines

    etwaigen Projektes hängt davon ab, wie stark sich andere neue

    Kräfte einbringen werden. Aus einer Reihe von Protesten,

    Kämpfen und Bewegungen kommen immer wieder frische

    AktivistInnen nach, die nicht den Ballast der alten Parteien mit

    sich schleppen.

Eine aktive Partei ist nötig

  • Ein

    wesentlicher Bestandteil einer neuen Linkspartei wird die aktive

    Beteiligung ihrer Mitglieder und der Organisationen in sozialen und

    politischen Kämpfen sein. Um sich als echte Alternative zu

    entwickeln, ist die aktive Teilnahme und Unterstützung genauso

    wie das Starten und Führen solcher Kämpfe und Bewegungen

    nötig. Nur so können vereinzelte Kämpfe bundesweit

    und über Grenzen hinweg zusammengefasst werden. Das

    gegenseitige Ausspielen von Menschen in verschiedenen Gebieten,

    verschiedener Herkunft, Geschlechts oder Alters kann so durch die

    Klammer einer neuen Linkspartei beendet werden.

  • Nur

    die eigene Teilnahme an Kämpfen ermöglicht es, Erfahrungen

    im Umgang mit dem Staat, mit UnternehmerInnen, in Verhandlungen zu

    machen. Diese Erfahrungen sind notwendig für die Entwicklung

    von Bewusstsein. Das ist eine notwendige Grundlage für

    dauerhafte politische Aktivität. Stellvertretungs-Politik führt

    im Gegensatz zu Inaktivität.

Demokratische Strukturen sind nötig

  • Ein

    wesentlicher Bestandteil einer neuen Linkspartei müssen

    demokratische Strukturen sein, die neuen AktivistInnen die

    Möglichkeit zu Teilnahme und Mitgestaltung geben. Politische

    Debatten müssen offen geführt werden.

  • Es

    braucht klare Prinzipien, an die sich jede/r, die /die in Zukunft im

    Namen einer Linkspartei bzw. eines Bündnisses ge­w­ä­h­lt

    wird, halten muss. Um einen Rückfall in Bürokratie und

    Korruption zu verhindern, ist die Forderung nach Facharbeiterlohn

    für Funktionäre entscheidend. Unserer Meinung nach gibt es

    keine Garantie, dass selbst lange Jahre ergebene linke AktivsitInnen

    an der M­a­cht nicht dem Druck der Herrschenden nachgeben.

    Die Gefahr ist am größten, wenn sich der Lebensstil den

    Herrschenden anpasst. Deshalb braucht es eine kompromisslose Haltung

    gegen finanzielle Abgehobenheit von linken und

    ArbeiterInnen-Kandidaten. Gerade in der Gewerkschaftsbewegung gibt

    es dazu große Auseinandersetzungen. Die Abgehobenheit der

    gegenwärtigen ÖGB-Führung ist ein großes

    Hindernis für erfolgreiche Proteste von ArbeitnehmerInnen. Das

    zeigten die vertanen Chancen im Streik 2003 gegen den Pensionsraub.

  • Um

    einen Auswahl-Prozess von Ideen und Programm im Interesse der

    ArbeiterInnenschaft zu ermöglichen, ist eine föderale

    Struktur sinnvoll. Diese kann es einzelnen Gruppen und Strömungen,

    auch lokalen Initiativen, ermöglichen, sich an dem Projekt zu

    beteiligen, ohne von Beginn an ein fertiges Programm akzeptieren zu

    müssen.

  • Darüber

    hinaus ist ein klares Recht auf die Bildung von Strömungen und

    Fraktionen nötig, um der Auseinandersetzung von Ideen den

    nötigen Raum zu geben. Jede Strömung muss das Recht auf

    freie Meinungsäußerung in der Partei haben. Die negativen

    Erfahrungen mit den stalinistischen Diktaturen und der mangelnden

    Demokratie in den ehemals sozialdemokratischen Parteien sind die

    abschreckenden Beispiele.

Ein ganz anderes Programm ist nötig

  • Die

    wesentlichen Forderungen einer Linkspartei müssen sich an den

    Bedürfnissen und Sachzwängen von ArbeitnehmerInnen,

    Erwerbslosen und Jugendlichen orientieren. Die Frage der

    Finanzierbarkeit notwendiger Dinge wie kostenlose

    Gesundheitsbetreuung, freier Bildungszugang, Arbeitszeitverkürzung

    (um mehr Zeit zum Leben zu haben) darf nicht an die Maßstäben

    bürgerlicher „Wirtschaftsprofessoren“ gekoppelt werden.

  • Ein

    internationalistischer und anti-rassistischer Zugang muss in jeder

    Auseinandersetzung Leitlinie sein. Gerade um der Zunahme von

    Spannungen zwischen Menschen verschiedener Herkunft und

    ArbeiterInnen verschiedener Länder entgegenzuwirken. Jedes

    Konzept, das nationale Sonderwege für möglich hält,

    muss zurückgewiesen werden. Solche Ansätze schaffen die

    Illusion, es könnte einen funktionierenden Kompromiss zwischen

    österreichischen Beschäftigten und österreichischen

    Unternehmen geben; und das letztlich auf Kosten von ArbeiterInnen in

    anderen Ländern. Daraus kann kein brauchbares Konzept zur

    Verteidigung von ArbeiterInnen-Interessen entwickelt werden. Denn

    die moderne Wirtschaft kann nicht als Summe nationaler Teile

    betrachtet werden. Sie ist eng ineinander verflochten.

  • Die

    größte Kraft kann eine neue Linkspartei dann entfalten,

    wenn ihre AktivistInnen auf Grundlage eines antikapitalistischen und

    systemüberwindenden Programms in die Auseinandersetzungen zu

    gehen. In den noch bevorstehenden Kämpfen gegen Job- und

    Sozialabbau wird klarer werden, dass für die Verteidigung von

    Arbeitsplätzen Maßnahmen nötig sind, die an der

    Grundlage des Kapitalismus kratzen. Mehr noch: angesichts weltweit

    zunehmender Kriegs- und Terrorgefahr kann nur eine international neu

    geordnete Wirtschaft, kontrolliert und verwaltet von den

    Beschäftigten, den Verfall in die Barbarei aufhalten.

  • Wir

    werden uns in jedem neuen Projekt entlang dieser Linien für

    sozialistische Ideen einsetzen. Doch wir machen ein komplettes

    sozialistisches Programm nicht zur Vorbedingung. Wir sehen ein, dass

    sich erst im Zuge der Zusammenarbeit mit AktivistInnen aus

    verschiedenen Strömungen die brauchbarsten Ideen und Methoden

    durchsetzen werden können. Genauso wäre es falsch, von

    vorneherein auf sozialistische Ideen zu verzichten, aus Angst,

    neue/potentielle Mitglieder zu verschrecken.

Es werden viele Zugänge an einem Projekt Linkspartei, dessen Entwicklung in Österreich vielleicht noch seine Zeit brauchen wird, mitwirken. Um den sozialistischen Standpunkt gegenüber jenen Kräften zu stärken, die Illusionen auf Lösungen im Kapitalismus haben, ist schon heute die Arbeit mit und in der SLP die beste Möglichkeit! Unser Antreten bei den Wahlen in Wien am 23.10. ist ein Schritt in diese Richtung; ebenso wie unsere Arbeit in den Gewerkschaften für einen kämpferischen Kurs von ÖGB und Fachgewerkschaften. Wenn Sie/du mit unseren Ansätzen und Ideen übereinstimmen/übereinstimmst, dann arbeite gemeinsam mit und in der SLP und dem „Komitee für eine ArbeiterInnen-Internationale“ für einen starken sozialistischen Flügel in einer zukünftigen Linkspartei.