Do 17.03.2022
Ich stehe jetzt kurz vor meinem Abschluss als Elementarpädagogin. Wisst ihr wie viele Kinder wir ungefähr zu zweit betreuen müssen? Ca. 20 bis 25.! Kann mir jemand erklären, wie ich bei solch einer großen Gruppe jedes Kind individuell betreuen soll? Trotz meiner fast fertigen Ausbildung ist mir das ein Rätsel. Dazu kommt, dass vor allem die älteren Schüler*innen aktiv im Tagesgeschehen in den Kindergärten mitarbeiten und somit den Personalmangel zumindest ein bisschen ausgleichen. Dafür bekommen sie aber nicht einmal eine kleine Zeitentschädigung.
Für uns als sozialistische Feminist*innen ist Streiken eines der zentralen Kampfmittel. Nicht weil streiken so lustig wäre, sondern weil Streiks Unternehmen am meisten unter Druck setzen. Durch flächendeckende Streiks, also Generalstreiks, wird das gesamte ausbeuterische System in Frage gestellt.
Warum finden die Kindergartenproteste getrennt statt?
Am 21. und 29. März werden in Wien Betriebsversammlungen der Elementarpädagoginnen stattfinden. Diese werden wahrscheinlich ziemlich groß waren. Erinnert sich jemand von euch an die großen Menschenmassen am Abend des 8. Märzes? Diese Proteste werden noch größer sein, d.h. mehrere tausend meiner Kolleg*innen werden an diesem Tag de facto streiken. Dieser Streik wird die Kampfkraft von v.a. Arbeiterinnen sichtbar machen – ohne Kindergärten können andere Beschäftigte auch nicht arbeiten gehen.
Um diese Proteste zu stärken brauchen wir solch kämpferische Leute, wie die Schüler*innen, die sich Vormittag des 8. Märzes an Schulstreik und Demonstration von Rosa beteiligt haben und dabei auch im Vorfeld aktiv mitgeholfen haben diese zu organisieren. Erinnert ihr euch wie viel „Anerkennung“ wir von Politiker*innen wir vor allem im Zuge der Pandemie gehört haben. Leider spiegelt sich diese Anerkennung auf unserem Lohnzettel aber nicht wider.
Wie sollen wir allein mit Schulterklopfen und Applaus unsere Miete bezahlen?! Für uns bedeutet das, dass wir den Beschäftigten den Rücken stärken müssen, indem wir Vorschläge machen, wie wir uns auch längerfristig organisieren können. Schließlich trägt die Arbeit in der Kinderbetreuung auch einen äußerst wichtigen Beitrag zur Emanzipation der Frau. Ohne die Möglichkeit von Kinderbetreuung wären zahlreiche Frauen immer noch an Heim und Herd gefesselt – wo es diese nicht flächendeckender gibt, sehen wir das ja sehr real.
Und wir müssen uns vor allem selber organisieren, weil die zuständigen Gewerkschaften leider bisher völlig darin versagt haben, diesen Kampf wirklich zu führen. Weil sie lieber auf Verhandlungen und Appelle mit der Politik setzen. Das zeigt sich auch jetzt bei diesen Aktionstagen wieder: statt einen gemeinsamen möglichst starken Protest zu organisieren, gibt es zwei verschiedene Protesttage. Weil die SPÖ dominierte Younion sich wohl nicht an Protesten beteiligen will, wo die Gefahr besteht, das die Stadt Wien kritisiert wird…
Das zeigt: wir müssen uns als Beschäftigte organisieren um streikbereit zu werden, aber auch um Druck auf die Gewerkschaften auszuüben endlich wirklich zu einer Kampforganisation und einer echten Vertretung der Beschäftigten zu werden.
Ein Beispiel dafür war die Veranstaltung von „Sozial aber nicht blöd“ mit Berliner Gesundheitskolleg*innen, die von ihrem Streik berichtet haben. Ziel der Veranstaltung war, Beschäftigte aus dem Sozialbereich zu vernetzen. Außerdem war diese Veranstaltung der Startschuss für die „Streikbereit“ Kampagne. Ziel der Kampagne ist es, die Gewerkschaften von unten endlich dazu zu bringen in die Offensive zu gehen, damit sie keine Möglichkeit hat, auf faule Kompromisse einzugehen. Gewerkschaften müssen sich wieder ihrer Kampfkraft bewusst werden. Werden sie das von sich aus schaffen? Nein werden sie nicht.
Streiks im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialbereiche als erster Schritt
Streiks im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialbereich sind ein wichtigster Schritt im Kampf gegen Frauenunterdrückung und deshalb ist dieser Kampf für uns als sozialistische Feminist*innen so zentral.
Wir werden die Proteste der Elementarpädagog*innen unterstützen, die „Streikbereit“- Kampagne von „Sozial aber nicht blöd“ und am 12.5., dem internationalen Tag der Pflege die geplanten Proteste im Pflegebereich.
Und im Sommer starten die Verhandlungen für den Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft Österreich. Betroffen sind mehr als hunderttausend Beschäftigte, vor allem Frauen. In den letzten Jahren vor der Pandemie haben hier immer große Streikbewegungen stattgefunden – wir erwarten dieses Jahr ähnliches und auch das wird für uns ein Schwerpunkt unserer Aktivität sein.
Unser Eingreifen in diese Proteste sind auch eine wichtige Grundlage, um nächstes Jahr am 8. März nicht nur Schulstreiks sondern auch Streiks von Beschäftigten möglich zu machen. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass die Streiks und Proteste in diesem und im nächsten Jahr noch größer werden.