Österreich investiert im Osten

Wie das heimische Süd-Ost-Investment die ArbeiterInnenklasse hier und dort Kopf und Kragen kostet.
Clemens Wiesinger

Die Investitionen in Süd- und Osteuropa rütteln an den Grundfesten der kapitalistischen Stabilität Österreichs. Ende 2013 meinte Notenbank-Chef Nowotny, die großen Banken seien „gut gerüstet“. Nun verkündet der IWF, dass Österreich in der EU den höchsten Anteil an Engagement in Schwellenländern (= unsichere Märkte) hat, also hohes Risiko.

Der Beginn liegt in den 1980ern, als westliches Kapital neue Anlagemöglichkeiten im Osten suchte, um einer Krise zu entkommen. Das funktionierte (vorübergehend), weil in den ehemaligen stalinistischen Staaten: 1.) Die Staatsbetriebe privatisiert wurden (die Folgen waren Auslöser für die Proteste in Bosnien im Februar), 2.) Die Finanzmärkte geöffnet wurden und 3.) zumindest Teile der Bevölkerung im Kapitalismus eine Alternative sahen. Österreichische Unternehmen zogen hohe Gewinne auf Kosten der osteuropäischen Bevölkerung ab, entwickelten die Wirtschaft aber nicht und konnten auf Dauer der Krisenanfälligkeit des Kapitalismus nicht entgehen.

Beispiele sind die Alpine oder BauMax, beziehungsweise der Inhaber Essl, dessen „unternehmerisches Kalkül“ im Osten zwar zur Krise seines Betriebes geführt hat, jedoch genug Geld für eine Kunstsammlung übrig ließ. Oder Banken wie die Hypo Alpe Adria, die sich im Osten und Süden Europas auch aufgrund von Unterstützung mafiöser Geschäfte und absurder Expansionstaktiken bereicherten. Zahlen musste die ArbeiterInnenklasse. Die Frage ist nun, ob man die Schulden anderer zahlt, oder die Verantwortlichen selbst zur Kasse bringt.

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