Äpfel für 2 Euro?

Sebabstian Kugler, Schulsprecher Wien/Fichtnergasse

Dass Österreichs Schulsystem unter aller Kritik ist, ist kein Geheimnis. Da ist es kein Wunder, dass auch die Buffets an österreichischen Schulen eine Katastrophe sind. Doppelmoral ist Konzept: Im Biologie-Unterricht wird uns vorgeführt, wie ungesund Gummibärli, Twix & Co sind. Beim Buffet gibt es sie und Gleichartiges im Überfluss, und noch dazu viel billiger als gesundes Obst. Auf die Frage, ob sie denn auch Äpfel anbieten würden, bekam Simon, 15, die Antwort: Ähh… ja. Kostet aber zwei Euro."

Gesundes Essen ist meistens ungleich teurer als Schnitzelsemmeln oder Muffins. Eine kleine Salatbox mit Semmel kostet etwa drei Euro. Mineralwasser kostet genauso viel wie Softdrinks, also ca. 1 Euro. Kleines Gedankenexperiment: Otto Normalschüler bekommt 40 Euro Taschengeld pro Monat. Er geht fünf Tage pro Woche in die Schule und hat mehrmals Nachmittagsunterricht - isst dort also etwas. Pro Monat würde ihn Salat und Mineralwasser 80 EUR kosten. Das Doppelte seines Taschengeldes. Da das Taschengeld besonders in der Krise nicht astronomisch ist, greifen die SchülerInnen da natürlich eher zum Pizzabaguette um 1 Euro.

Gesundheit krepiert, wo Profit regiert

Warum das alles? Schulbuffets werden meistens privat betrieben. Die Schule vermietet einen Raum, ein Unternehmen mietet sich ein und zieht sein eigenes Geschäft auf. Bei dem regiert natürlich der freie Markt: Das Unternehmen muss Profit machen. Die Buffetunternehmen sind oft kleine Betriebe. Deswegen sind sie auf die Hilfe von Großkonzernen wie Coca-Cola angewiesen. Sie schließen Verträge ab die garantieren, dass nur Coca-Cola-Getränke an der Schule verkauft werden. Ich habe also die Wahl zwischen Sprite, Fanta oder Cola. Die Preise erhöhen sich kontinuierlich. Beinahe jedeR SchülerIn kann ein Lied davon singen: Am Beginn des Schuljahres ist das Essen ist schon wieder 10 Cent teurer als zuvor.

Ganztagsschule = Ganztagshunger?

Ganztagsschule ist gut - aber: Besonders in einer Ganztagsschule muss es für SchülerInnen die Möglichkeit geben, ohne finanziellen Großaufwand gesund, schmackhaft und warm essen zu können. Das kann nicht funktionieren, wenn die Buffets nach den Spielregeln der kapitalistischen Marktwirtschaft funktionieren. Sie müssten von der öffentlichen Hand finanziert werden und demokratisch geführt werden. SchülerInnen könnten den Essensplan mitbestimmen und auch mit Biologie-Projekten und durch gemeinschaftliches Kochen im Rahmen des Schulbetriebs mitwirken. Ohne fundamentale Veränderungen im Bildungssystem kann das jedoch nicht geschehen. Massive Investitionen in Bildung und Soziales sind nötig!

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