Interview mit Markus Rumler, AUA Co-Pilot und AUA-Bord-Betriebsrat.

Das Interview führte Sonja Grusch

Am 4. Oktober fand eine Betriebsversammlung der AUA-Bord Belegschaft statt. Was sind die Pläne des Managements und was ist die Meinung des Bord-Betriebsrates dazu?

Das Management hat uns über die WKÖ (Wirtschaftskammer, Anm.) ein umfangreiches Forderungspaket zukommen lassen, welches vor allem Produktionssteigerungen in Bezug auf verlängerte Arbeitszeiten (60 Stunden statt bisher 55 pro Woche und 13 Stunden pro Tag), Jahresdurchrechnungen für Mehrleistungsstunden, variables Gehaltssystem (Fixum plus einen erfolgsabhängigen Teil) und die Erhöhung der maximalen Jahresflugstunden von 800 auf 900 Stunden.

Weiters sollen bis zu 350 Stellen, davon 187 FlugbegleiterInnen und 83 PilotInnen, gekündigt werden.

Das fliegende Personal der AUA hat in den letzten Jahren immer wieder Gehaltseinbußen hingenommen und bereitwillig sparen geholfen. Wir bleiben aber bei der Überzeugung, dass Personalkosten nur einen geringen Teil zum Gesamtergebnis liefern können und an anderen Stellen weit mehr Potenzial vorhanden ist.

Das fliegende Personal (FlugbegleiterInnen und PilotInnen) von Austrian Airlines hat im Jahre 2004 mit dem Abschluss des neuen Kollektivvertrages, sowie einer substanziellen Produktivitätssteigerung und der Implementierung der stark reduzierten Kollektivverträge für neue KollegInnen große individuelle Opfer erbracht und damit seinen Beitrag zur Sanierung des Unternehmens mehr als erfüllt.

Erschüttert nehmen wir daher nur zwei Jahre später zur Kenntnis, dass unser enormer Sanierungsbeitrag vom Management des Unternehmens nicht nur leichtfertig verspielt wurde, sondern dass vielmehr durch eine komplett fehlgeleitete Unternehmensstrategie die wirtschaftliche Zukunft von Austrian Airlines und aller MitarbeiterInnen mehr als gefährdet erscheint. Vor allem die nachweislich unterdurchschnittliche Performance in den drei Bereichen Finanzen (Mag. Kleibl), Vertrieb/Marketing (Dr. Burger), und Human Resources lässt uns am Fortbestand unseres Unternehmens stark zweifeln und erfüllt die MitarbeiterInnen von einem der kostengünstigsten und produktivsten Flugbetriebe Europas mit größter Sorge.

Dessen ungeachtet wurden ans Management sogar im Verlust- und Krisenjahr 2005 Millionenprämien ausbezahlt. Eine diesbezügliche Petition des fliegenden Personals mit der Aufforderung zur Rückerstattung eben dieser Prämien wurde von Vorstandsdirektor Alfred Ötsch abgelehnt.

Man hört ja immer, PilotInnen und FlugbegleiterInnen würden ohnehin so gut verdienen. Kannst Du uns ein paar Beispiele für die Einkommenssituation und Arbeitssituation geben.

Wir kommen auf bis zu 177 Arbeitstunden, das sind 90 Flugstunden im Monat. Wochenenden, Feiertage und Nachtarbeit wird nicht extra bezahlt. So kommen wir auf Gehälter wie z.b.: EinE FlugbegleiterIn im ersten Jahr: €1285 Brutto, einE PilotIn im ersten Jahr €2916 Brutto. Natürlich gibt es einige, die die in den Medien veröffentlichen Spitzeneinkommen haben. Aber die Realität sieht anders aus: die Mehrheit ist weit davon entfernt und wir nie dorthin kommen.

Und wie sind die Einkommen von Vorstand und Management?

Das ist ein streng gehütetes Geheimnis. Unser Vorstandsvorsitzender verdient ca. €750.000 Brutto pro Jahr plus Zulagen und Aktienoptionen in unbestimmter Höhe. Weiters sei an dieser Stelle angemerkt, dass die ManagerInnengehälter in den letzten Jahren verdoppelt wurden.

Das Management versucht(e) ja immer wieder die Belegschaften von AUA, Lauda und Tyrolean sowie Bord und Boden gegeneinander auszuspielen. Was tut ihr dagegen?

Oberstes Ziel ist es Einigkeit unter dem fliegenden Personal der gesamten AUA Gruppe zu erzeugen. Nur gemeinsam können wir unsere Zukunft in die Hand nehmen.

Ihr habt ja eine längere, kämpferische Tradition und in den letzten Jahren immer wieder Arbeitskämpfe geführt - wie ist die Stimmung heute unter den KollegInnen?

Bei der Betriebsversammlung am 04.10.2006 waren 700 KollegInnen anwesend. Ein eindeutiges Zeichen für Stärke und Zusammengehörigkeit. Die Stimmung ist gut und wir sehen mit Optimismus in die Zukunft.

Bei früheren Streiks hat der ÖGB (damals unter Verzetnitsch) ja eine eher bremsende Rolle eingenommen. Die jetzige ÖGB-Krise ist auch auf die generell nicht-kämpferische Politik des ÖGB zurückzuführen. Wie müsste der ÖGB Deiner Ansicht nach bei diesem Konflikt auftreten?

Ein starker ÖGB sollte seinen Mitgliedern aktiv, kämpferisch und auch schon im Vorfeld den Rücken stärken und freihalten.

Wenn das Management an seiner Haltung festhält - was plant ihr als nächste Schritte und ist die Belegschaft auch zu Streiks bereit, um die Arbeitsplätze zu verteidigen?

Als nächstes organisieren wir eine Urabstimmung, in der festgestellt werden soll, wie viele KollegInnen bereit sind gemeinsam für unsere Arbeitsplätze und für unsere Zukunft zu kämpfen.