Geld für Studis statt für ManagerInnen!

Moritz C. Erkl

Wieder einmal ein Skandal, wieder einmal ist er wenig verwunderlich. Das Thema: Die empörend hohen Vorstandsbezüge des Facultas–Chefs Stauffer. Facultas selbst ist DIE Uni–Buchhandlung und (nach z.B. Thalia) die viertgrößte Buchhandlung überhaupt. Nach ihrer Gründung 1976 als Copyshop folgten eine spektakuläre Expansion und immer höhere Gewinnausschüttungen (auch wenn diese in den letzten Jahren etwas zurückgingen). Und: Die ÖH-Wien und die ÖH-WU-Wien sind die Eigentümerinnen des Facultas-Verlags. Verlogen scheinen da „Besserungsangebote“ auf der ÖH-Wien Homepage, welche mit „Bücherbörsen“ dem Trend von „…Unterlagen, die einerseits viel kosten, und andererseits in der Ecke verschimmeln“ entgegenzuwirken versuchen!

Der angesprochene Alleinvorstand kassierte für seine „Arbeit“ 2011/12 brutto 458.600 €. Finanziert wurde das zu großen Teilen durch Studierende, die die Pflichtlektüre fürs Studium nur über den Uni–Verlag erhalten. Und daraus ergibt sich die eigentliche Schweinerei: Warum müssen Studierende einem Verein Geld in den Rachen stopfen, der zu ihrer Unterstützung gegründet wurde. Der Serviceauftrag der Facultas AG sieht vor, ein flächendeckendes billiges (!) Angebot für StudentInnen zu schaffen. Vereinfacht gesagt: das Geld wollen wir zurück!

Aber damit alleine ist es nicht getan. Studierende sind damit konfrontiert, ständig Geld für Skripten, Studien oder Bücher ausgeben zu müssen. ProfessorInnen verdienen daran mit. Deren Werke, die ja in bereits bezahlter Arbeitszeit entstanden sind bzw. durch Studierende verfasst wurden, sind oft jene Pflichtlektüre. Wissenschaftliche Arbeiten von Studierenden werden von ProfessorInnen oder Unis kommerziell genutzt. Die Studierende sehen doppelt in die Röhre.

Organisatorisch wäre es ein Kinderspiel, Skripten digital und gratis (!) zur Verfügung zu stellen. Doch Geld verdienen kann man dann nicht. Die ÖH fordert immer wieder den kostenlosen Uni-Zugang. Doch es geht um noch mehr: den kostenlosen Zugang zu Bildung. Die ÖH versteckt sich hinter angeblicher Unwissenheit über die Zustände bei Facultas. War nie jemand von der ÖH in einer der Buchhandlungen und hat sich überteuerte Skripten kaufen müssen?

 

 

Mehr zum Thema: 
Erscheint in Zeitungsausgabe: