Ein Jahr Flüchtlingshilfe - Helfen reicht nicht

Petra Oirer

Viele Menschen, die letztes Jahr mit der Motivation „ zu helfen“ in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich aktiv wurden, haben schon lange das Handtuch geworfen. Eine Bekannte sagte letztes Jahr zu mir: „Weisst du, die, die helfen wollen, sind fast immer da. So wie ich und ich kann nicht mehr!“ Ich selbst konnte nach einem Monat neben meinem Job auch nicht mehr. Ich hatte meine Grenzen erreicht. In solchen oder ähnlichen Situationen steckten viele HelferInnen. Ein Freund von mir ist am Linzer Bahnhof nach der ehrenamtlichen Hilfe auch hauptberuflich eingestellt worden. Diese hauptberufliche Tätigkeit war, wie er mir berichtete, für SchichtleiterInnen und DolmetscherInnen gedacht. Die restlichen Arbeiten wurden weiterhin von ehrenamtlichen HelferInnen übernommen. Nachdem die Arbeit am Bahnhof eingestellt worden ist, war nur wenigen eine Anstellung vorbehalten. Er erzählte mir, dass diese Arbeit die erste war, die ihm Freude bereitete und er auch genügend verdiente. Mittlerweile ist er arbeitslos.

Die Möglichkeiten, hauptberuflich in diesem Bereich tätig zu werden sind begrenzt und ehrenamtliche HelferInnen, die es letztes Jahr viele gab, sind doch um einiges weniger geworden. Der Staat versucht nach wie vor, alles auf kostenfreie HelferInnen abzuwälzen, statt professionelle Arbeitsplätze dafür zu schaffen. Ein Prinzip, das auf Sand gebaut ist. Denn so kann und wird das auf Dauer nicht funktionieren. Der anfängliche Elan, zu helfen, ist am Schwinden und vielen geht der lange Atem, der dafür nötig ist, aus.

Ich war letztes Jahr bei einem Vernetzungstreffen für HelferInnen und bei der Großdemo „Lichter für Menschlichkeit“ in Linz dabei. Hier wurde großteils an die Menschlichkeit appelliert, anstatt auch politische Forderungen und Lösungswege zu diskutieren, wie wir eine so große Solidaritätswelle auch politisch nutzen hätten können, um ausreichend staatliche Hilfe zu erreichen. Gerade auch bei manchen OrganisatorInnen fehlt ein politischer Zugang und Ideen, wie diese Problematik längerfristig zu bewältigen wäre. Es ist notwendig, das Bewusstsein zu fördern, dass Helfen alleine nicht genug ist und dass z.B. bei Firmen und Superreichen genug Geld da ist, um Flüchtlingen zu helfen, ohne dass die HelferInnen dabei völlig ausbrennen.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: