Der Zoff um den Stoff

Hitzige Debatten über die Menge an Stoff auf Frauenkörpern wird geführt – v.a. von Männern
Lucia und Sonja Grusch

Beginnend mit den Olympischen Spielen wird in Frankreich und auch hierzulande eine Debatte über den „Burkini“ geführt. Dabei spielen sich scheinheiligerweise vor allem wieder einmal Rechte und Reaktionäre als bevormundende "Frauenbefreier" auf. Es ist dieselbe Ecke, aus der wir sonst zu hören kriegen, wir seien selbst schuld an einer Vergewaltigung, weil der Rock zu kurz war. Die Kontrolle über Frauen auch bei und durch Bekleidung ist nichts Neues und gibt es bis heute. Alle entsprechenden Vorschriften – von Schuluniformen und „sexy“ Berufskleidung, über den Druck zur Köperhaarrasur bis zur Ganzkörperverschleierung – sind eine Bevormundung. Was die betroffenen Frauen dazu sagen, interessiert jene, die uns bestimmte Bekleidungsvorschriften machen wollen, in der Regel ohnehin nicht.

Bei der aktuellen Burkini-Debatte geht es um Rassismus und nicht um Frauenrechte. Wird eine Frau freier, weil ihr nun wer anderer vorschreibt, was sie zu tragen hat? Oder durch die Verbannung aus dem öffentlichen Leben, weil sie nicht ins Bad oder in die Schule darf? Weil sie mit Kopftuch keinen Job bekommt? Echte Frauenbefreiung geht Hand in Hand mit sozialen Rechten. Damit Frauen sich emanzipieren können, braucht es das Recht auf kostenlose Ausbildung, leistbare Wohnung, legalen Aufenthalt und einen gesicherten Lebensstandard. Damit Frauen, egal welcher Herkunft, finanziell unabhängig von Männern werden, braucht es gut bezahlte Jobs für alle. Wer Kürzungspolitik betreibt, die v.a. Frauen trifft, der sollte von Frauenrechten schweigen.

Ein Kopftuchverbot ist nicht fortschrittlich

Das Tragen eines Kopftuches auf den Islam zu beschränken, ignoriert regionale Traditionen, praktischen Nutzen (Sand&Sonne) und dass auch bei uns bis vor Kurzem „anständige“ Frauen nicht ohne Kopfbedeckung außer Haus gingen (Queen!). Konfrontiert mit Rassismus greifen Frauen mit Migrationshintergrund verstärkt zum Kopftuch, um gegen aggressiv verlangte Anpassung aufzutreten. Von BefürworterInnen des Kopftuchverbotes wird oft behauptet, alle Kopftuchträgerinnen seien gezwungen, eines zu tragen. Als SozialistIn sind wir gegen ein Kopftuch- und Burkiniverbot, egal wo. Und für das Recht jedes Menschen, selber zu bestimmen, was er oder sie trägt. Das bedeutet auch, dass SozialistInnen aktiv gegen den Zwang, das Kopftuch zu tragen, eintreten und Frauen dabei helfen, sich gegen entsprechende Zwänge zu organisieren und zu wehren.

Der Pseudofeminismus der FPÖ

Abseits der Rhetorik ist die FPÖ jene Partei, die frauenfeindliche Politik noch aggressiver als SPÖ und ÖVP umsetzt. Das zeigt zum Beispiel die geplante Kürzung der FPÖ Wels für die Wohnbeihilfe für Familien, Jugendliche und Alleinerziehende. So wie die unsoziale Pensionsreform durch schwarz-blau 2000, die Frauen klar benachteiligt. FPÖlerInnen fordern schon mal die Abschaffung von Frauenhäusern und sind gegen das Recht auf Abtreibung. Der FPÖ ist die Lebensrealität von Frauen egal und ihre Politik trifft sozial schwächere, wie Frauen am härtesten. Und ihre rassistische Politik macht es Frauen schwerer, sich aus unterdrückenden Strukturen zu befreien. Tatsächlich tut sie also alles, um die Benachteiligung und Unterdrückung von Frauen zu erhalten.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: