Mi 15.07.2020
Vor dem Hintergrund seit Jahrzehnten sinkender Lebensstandards und sozialer Perspektivlosigkeit wurden Figuren wie Jeremy Corbyn oder Bernie Sanders für Millionen zu Hoffnungsträger*innen. Ihr Scheitern zeigt nicht, dass ihre Programme „zu radikal“ wären, sondern dass sie nicht weit genug gehen. Ein Gesundheitssystem für alle, Besteuerung von Superreichen, die Wiederverstaatlichung essenzieller Dienste - all diese Forderungen unterstützen Sozialist*innen. Die Hauptschwäche der Programme von Sanders und Corbyn ist aber, dabei stehen zu bleiben und den Kapitalismus sozial gestalten zu wollen. Darum appellieren sie an die Herrschenden, statt die Bewegungen, die sie entfachten, im Kampf für diese Forderungen zu organisieren. Gerade in der kapitalistischen Krise werden selbst die zaghaftesten Reformen von oben bekämpft. Die Sabotage von Corbyns Wahlkampf 2017 durch die Labour-Führung oder die geschlossene Front der Demokraten gegen Sanders zeigen das. Doch selbst wenn Reformist*innen Wahlen gewinnen, werden sie von den Kapitalist*innen (z.B. durch Abwanderung der Konzerne) zu einer Aufgabe ihres Programms gezwungen, sofern sie Konzerne nicht vergesellschaften und unter demokratische Kontrolle stellen. Dies würde den Übergang zu einer sozialistischen Gesellschaft bedeuten. Dafür brauchen wir Massenbewegungen und Arbeiter*innenparteien, die genau dafür kämpfen. Für deren Aufbau gilt es nun die Hoffnung, die Corbyn und Sanders entfacht haben, zu nutzen.