Jung, arbeitslos, sucht...

Lisa Wawra

„Unsere Jugend ist die Zukunft“ tönen die PolitikerInnen. Man sollte also meine, die Jugend würde gefördert. Sieht man sich aber die Situation von Jugendlichen am Arbeitsmarkt oder in der Ausbildung an, so wird man eines Besseren belehrt. Die Unternehmen klagen über Facharbeitermangel. Gleichzeitig werden immer weniger Lehrstellen angeboten. Jugendliche warten oft Monate auf eine Lehrberuf. Allein im Mai kamen auf 4.276 Lehrstellensuchende ganze 2.911 offene Lehrstellen. Die Entscheidung für eine Lehrstelle orientiert sich immer weniger danach, was man gerne machen würde, sondern mehr danach, wo es Jobaussichten gibt. Ein großer Teil lernt also einen Beruf, der ihn/sie gar nicht interessiert.

Krisenjahr 2009

Die Zahl der Arbeitslosen stieg 2009 massiv an. Am stärksten betroffen waren Jugendliche von 15-25 Jahren, mit einem Anstieg zum Vorjahr um 30%. Das Rezept der Regierung: Den Kündigungsschutz aufweichen und Prämien an Firmen verteilen. Das schafft keine Lehrstellen. Auf die Idee die Firmen zur Kasse zu bitten, die keine Lehrlinge einstellen wollen, bzw. Lehrstellen im öffentlichen Dienst zu schaffen, kommt die Regierung nicht.

Je höher die Bildung, desto sicherer ein Job?

Jeder hat es in den Ohren: Wenn du studierst, hast du sicher einen Job. Mittlerweile sieht es aber auch hier anders aus. Zwar sinkt mit steigendem Bildungsgrad das Risiko arbeitslos zu werden. Aber 2009 stieg die Arbeitslosigkeit gerade bei den AkademikerInnen mit +14% im Vergleich zu 2008 am höchsten.

Generation Praktikum

PraktikantInnen sind ideale Arbeitskräfte: Sie sind billig, der Andrang ist groß, und kaum jemand weiß über seine/ihre Rechte Bescheid. Von der Wirtschaft wird diese Situation schamlos ausgenützt. Rein rechtlich hat einE PraktikantIn Anspruch auf Mindestentlohnung laut Kollektivvertrag. PflichtpraktikantenInnen bekommen meist wenig bis nichts für ihre Arbeit. Das geht soweit, dass manche Verzweifelten sogar für das Praktikum bezahlen.

Jetzt kämpfen für die Zukunft

Die Unternehmen greifen in der Krise ArbeitnehmerInnenrechte an. Anstatt mit kämpferischen Aktionen für eine Verbesserung der Situation der Jugend einzutreten setzt die Gewerkschaftsjugend auf eher laue Kampagnen. Kein Wunder, dass kaum Jugendliche in der Gewerkschaft organisiert sind. „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft“ (Lenin) gilt auch für die Gewerkschaft. Arbeitszeitverkürzung, Mindestlohn und sichere Jobs muss die Gewerkschaft erkämpfen, dann hat sie nicht nur junge Mitglieder und AktivistInnen, sondern eine Zukunft!

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