Wohin geht die Pflegeausbildung?

Karin Wottawa und Katja Straka

Wenn man an Pflege denkt, haben viele im Kopf, dass das „später einmal sein wird“. Tatsächlich brauchen wir Pflege aber alle, wenn ein Baby kommt, bei einer OP, selbst bei einem ambulanten Aufenthalt und erst recht, wenn ältere Menschen Pflege brauchen. Dafür ist die Frage einer hochwertigen Ausbildung zentral. Aktuell passiert aber das Gegenteil: durch die immer weitere Aufsplittung des Pflegeberufes (Studium, Pflegefachassistenz, Pflegeassistenz, bald vielleicht Pflegelehre) wird die Pflege weniger “ganzheitlich” und schlechter ausgebildete Beschäftigte bekommen immer mehr Verantwortungen (ohne entsprechend mehr Geld). Andererseits macht die allgemeine Krise der Branche die Ausbildung immer unattraktiver und schlechter - wenn Pfleger*innen sowieso schon völlig überfordert sind und Auszubildende als gratis Arbeitskräfte herhalten müssen, wie soll dann genug Zeit für die Ausbildung von Praktikant*innen und neuem Personal bleiben? 

Dahinter steckt eine Politik, die Pflege vor allem als Kostenfaktor sieht und die das System ausbluten und privatisieren will. Eine tatsächliche Verbesserung der Pflegeausbildung bräuchte tatsächlich nicht weniger als eine Revolutionierung der Branche. V.a. damit Leute den Job wählen, brauchen wir natürlich eine Bezahlung während der Ausbildung, von der man leben kann (in der Pflegeausbildung sind Praktika noch immer unbezahlt, während die Polizei 2.000 Brutto ab dem ersten Tag zahlt). V.a. braucht es Milliardeninvestitionen in den gesamten Sektor (mehr Personal, weniger administrative Aufgaben, Arbeitszeitverkürzung bei vollem Gehalt, usw.). Nur dadurch kann der Sektor so funktionieren, dass tatsächlich genug Zeit für eine theoretische und praxisnahe Ausbildung bleibt und vor allem, dass Kolleg*innen auch so arbeiten können, wie es in der Ausbildung gelernt wird - nämlich die Patient*innen ganzheitlich versorgen, anstatt wie am Fließband abzufertigen (so würden auch mehr im Job bleiben). Dabei muss die Pflegeausbildung auch genau diese ganzheitliche Pflege im Zentrum haben, anstatt die Aufgabenbereiche immer weiter aufzusplitten. Uns muss natürlich klar sein, dass die Regierung so weitreichende Veränderungen nicht freiwillig hergeben wird - dafür brauchen wir eine starke Bewegung von unten. 

Tag der Pflege zum Kampftag machen

Am internationalen Tag der Pflege sind ISA Sektionen weltweit unter dem Slogan “Unsere Gesundheit - Ihre Krisen: Widerstand, um zu gewinnen” aktiv. International kämpfen Beschäftigte im Gesundheitsbereich um ihre Rechte - von den Streiks an der Berliner Charité über Britannien bis Indien. Leider bleiben die zuständigen Gewerkschaften in Österreich träge. Umso wichtiger ist es, dass wir nicht auf oben warten, sondern uns selbst organisieren. Schon jetzt gibt es zahlreiche Initiativen in der Branche von “Sozial, aber nicht blöd” über “Bessere Schule jetzt” bis zur “Liste Solidarität”. In Österreich nutzen wir den Tag der Pflege, um unterschiedliche Aktive zusammenzubringen und uns zu organisieren. 

Dabei ist für uns auch die gesamtgesellschaftliche Bedeutung dieses Kampfes zentral - Verbesserungen in der Branche sind gut für alle und insbesondere für Frauen und andere benachteiligte Gruppen. Deshalb brauchen wir den gemeinsamen Kampf von Beschäftigen und Betroffenen in Österreich z.B. zwischen Basisinitiativen von Beschäftigten und Initiativen wie „Change for the Youth“ (eine Gruppe an Jugendlichen, die sich für bessere Versorgung für mentale Gesundheit einsetzt). Dieser Kampf ist untrennbar mit dem Kampf um eine grundsätzliche Systemveränderung verbunden, denn im Kapitalismus werden Profite immer wichtiger als eine angemessene Versorgung sein. Dazu fordern wir in unserer internationalen Kampagne “Für eine Gesellschaft, in der die Gesundheit der Vielen und nicht die Profite der Wenigen zentral ist - eine sozialistische Alternative zur kapitalistischen Krise!”.

 

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