So 13.08.2017
Unser Spitzenkandidat Florian Klabacher (28), Pflegehelfer in Linz, erklärt warum er bei den kommenden Wahlen für die Sozialistische LinksPartei kandidiert.
Nachdem ich 2004 als 15-Jähriger in einem privatisierten ex-Vöest-Betrieb, der "MCE Maschinen- und Appartebau", meine Lehre als Zerspanungstechniker begonnen habe, war für mich schnell klar, dass es notwendig ist, sich als LohnabhängigeR zu organisieren. Die Folgen der Privatisierung der Voest waren und sind für viele OberösterreicherInnen spürbar: Leiharbeit statt Werksverträge, hunderte/tausende Jobs, die gestrichen wurden und der Verlust von vielen Sozialleistungen, vor Allem für junge ArbeiterInnen.
Politisiert habe ich mich vor allem auch über antifaschistische Kampagnen, die in Linz damals wie heute maßgeblich von der SLP organisiert wird. Durch die Kampagne gegen den neonazistischen "Bund freier Jugend" bin ich zur SLP gekommen. Diese Kampagne habe ich auch im Betrieb als Jugendvertrauensrat aufgegriffen und gemeinsam haben wir verhindert, dass ein Sympathisant des "BfJ" für dieses Amt als Lehrlingsvertreter kandidiert.
Eine klare Analyse der internationalen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen ist zentral dabei, eine sozialistische Organisation aufzubauen. Das "Committee for a Workers International" und seine österreichische Sektion, die SLP, nehmen das sehr ernst und entwickeln ein Programm und Perspektiven, die auf diesen Analysen basiert. Die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen auch in Österreich, wie die immer härteren Kürzungen im Gesundheits-, Sozial-, Bildungsbereich und im öffentlichen Dienst haben wir bereits vor Beginn der Krise vorhergesehen. Als junger Arbeiter habe ich diese Maßnahmen immer wieder zu spüren bekommen.
Kurz nachdem ich meine Ausbildung zum Pflegehelfer abgeschlossen habe, haben ÖVP, Grüne und FPÖ in Oberösterreich die Spitalsreform beschlossen, hunderte Betten und einige Stationen eingespart. Plötzlich war meine Ausbildung am Arbeitsmarkt nicht mehr gefragt. Tage nach dem Abschluss einer weiteren Ausbildung zum Fachsozialbetreuer für Behindertenbegleitung beschlossen die gleichen Parteien 2015 ein 25-Millionen-Euro Sparpaket im Sozialbereich - und auch hier gab es plötzlich kaum noch Stellen über eine Ausmaß von 20 Wochenstunden hinaus. Gerade in diesen Bereichen, in denen vor allem Frauen arbeiten, wird es immer schwieriger, Vollzeitjobs zu finden. Gleichzeitig müssen die Beschäftigten (oft unbezahlte) Überstunden leisten, immer flexibler sein und gefährlich lange durchgehende Dienste arbeiten. Gesetzliche Ruhezeiten und Pause existieren oft nur am Papier. Der Arbeitsdruck wird immer größer, die Burn-Out-Rate ist furchtbar hoch, die adäquate Versorgung von PatientInnen und KlientInnen oft nicht möglich. In meinem Job als Pflegehelfer im Krankenhaus sehe ich das immer wieder.
Im Rahmen meiner Ausbildungen und Berufsausübung habe ich in vielen Bereichen den täglichen Wahnsinn des Kapitalismus gesehen: In der Lehre in der Metallindustrie, im Zivildienst im Flüchtlingsheim, im Praktikum in der mobilen Altenbetreuung, in Tagesheimstätten und Wohngruppen für Beeinträchtigte, im Altenheim und auf der Station im Krankenhaus. Überall wird versucht, die Arbeitskraft von Lohnabhängigen immer noch ein bisschen weiter auszupressen, Personal einzusparen und den Arbeitsdruck zu erhöhen. Gleichzeitig wird das Leben immer teurer. Wohnen, Mobilität, Gesundheitsversorgung und Kultur werden zu Luxusgütern. Die etablierte Politik versucht mit Rassismus, Homophobie und "Islamkritik" davon abzulenken, dass es die Profitinteressen von Banken, Konzernen und Superreichen sind, die dafür sorgen, dass es für uns immer schwieriger wird, durchzukommen.
Wir - das sind Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz oder Job bekommen; ArbeitnehmerInnen, die gratis Überstunden machen müssen; Alleinerziehende Mütter, die verarmen und sozial isoliert sind, weil sie keine Kinderbetreuungsplätze bekommen und deswegen nicht arbeiten gehen können; Arbeitslose, die vom AMS schikaniert werden; PensionistInnen, die jahrzehntelang gearbeitet haben und mit einer Mini-Pension nicht über die Runden kommen; Flüchtlinge, die aus Kriegs- und Krisengebieten flüchten müssen, in die österreichische Rüstungskonzerne Waffen verkaufen; MigrantInnen, die von rechtsextremen angepöbelt werden; Frauen, die vom Chef am Arbeitsplatz sexuell belästigt werden; LGBTQI+-Personen, die homophober Gewalt ausgesetzt sind - und viele andere. Wir, das ist die ArbeiterInnenklasse, die in Österreich keine politische Vertretung hat.
Wir brauchen eine eigene Partei. Die wird nicht vom Himmel fallen, wir müssen sie selbst aufbauen. Über Basisinitiativen im Betrieb, die Druck auf träge GewerkschaftsbürokratInnen machen und ernsthafte Kämpfe für Verbesserungen führen. Über Nachbarschaftsinitiativen, die sich
gegen Jugendzentren- oder Bibliotheksschließungen wehren. Über Mobilisierungen gegen Rechtsextreme, die uns spalten und von den wirklich Verantwortlichen für soziale Probleme ablenken wollen. Und auch über Wahlkampagnen, die nicht darauf abzielen, als kleiner Übel oder soziales Gewissen des Parlamentarismus in den Nationalrat einzuziehen, sondern versuchen, all diesen Bewegungen einen politischen Ausdruck zu verleihen und eine neue ArbeiterInnenpartei aufzubauen. Die SLP wird bei den kommenden Wahlen nicht in den Nationalrat einziehen. Aber mit unserem Wahlkampf wollen wir im Kleinen zeigen, was im Großen notwendig ist: Eine neue, breite, linke ArbeiterInnenpartei, die in sozialen Bewegungen verankert ist.
Deshalb kandidiere ich für die Sozialistische Linkspartei.