Internationalisten an den antifaschistischen Fronten. Spanien – China – Vietnam

Eine Buchrezension
Albert Kropf

Für das bereits 2009 erschienene Buch haben sich Verlag bzw. Autor für einen bedeutungsschweren Titel entschieden: „Internationalisten an antifaschistischen Fronten“. Als erstes fällt auf, das es sich bei so einem „breiten“ Titel um ein nur sehr dünnes Buch von nur knapp 140 Seiten handelt. Es findet sich aber schon im Untertitel mit „Spanien – China – Vietnam“ eine umfassende Einschränkung. Damit kommen aber bereits erste Zweifel auf. China und Vietnam waren weniger antifaschistische Fronten, als Schauplätze der kolonialen Revolution vor und nach dem 2. Weltkrieg. Der Untertitel passt also nicht wirklich zum Titel. Und dieses „Problem“ der flapsigen, unsauberen Begrifflichkeiten zieht sich dann auch wie ein roter Faden durch das Buch.

In der Einleitung erfahren wir schließlich worum es in diesem Buch tatsächlich geht. Es will die erste Sammlung von Biographien ausländischer Kämpfer/innen und Unterstützer/innen der chinesischen Revolution in den 1930iger und 40iger Jahren sein. Und in dieser Allgemeinheit stimmt das auch. Die Biographien sind auch das Herzstück des Buches. Sie sind aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen und leider wahrscheinlich auch oft kopiert. Daraus ergeben sich an einigen Stellen nicht nur fehlende Bezugspunkte für die Leser/innen, sondern auch Widersprüchlichkeiten.

In den meisten Fällen handelt es sich um Freiwillige aus dem Spanischen Bürger/innenkrieg, die nach der Niederlage ihren Kampf in China fortsetzten. Fast ausnahmslos waren sie als Ärzte oder zumindest im medizinischen Bereich in China tätig. Das ist nicht uninteressant zumal sich auch einige Biographien von chinesischen Freiwilligen im Spanischen Bürgerkrieg darunter finden. In vielen Fällen werden auch die tragischen persönlichen Schicksale gezeigt. Viele kehren zurück und wählten als ihre neue Heimat nun die neuen „sozialistischen“ Satelliten-Staaten Moskaus. Dem nur nach außen zur Schau gestelltem Internationalismus im Stalinismus folgte in vielen Fällen Misstrauen und schließlich offene Repression. Bergmann verschließt hier nicht die Augen, sondern geht besonders auf diesen Aspekt ein. Dieser Aspekt ist sicher eine Stärke des Buches.

Die politische „Klammer“, die das Buch und die Biographien stützen und zusammenhalten sollte, ist allerdings wieder sehr schwach. Es wird zwar kurz auf die unterschiedlichen Stadien der chinesischen Revolution eingegangen. Allerdings ist darin kaum ein zusammenhängendes Konzept zu erkennen. So wechseln sich politische Kritik und persönliche Sympathiebekundungen für chinesische Revolution ab. Das politische Fundament dafür liegt wahrscheinlich in der persönlichen Geschichte des Autors in der „rechten“ KPD Opposition unter Heinrich Brandler und August Thalheimer in den 1930iger Jahren. Diese zeichnete sich durch eine Zerrissenheit einerseits durch einen aufrichtigen Antistalinismus, aber auch das Festhalten an stalinistischen Konzepten wie Volksfront und daraus ableitend den chinesischen Volkskrieg andererseits aus.

Es wird also das Bild eines im Grunde richtigen chinesischen Weges gezeichnet. Die „Fehlentwicklung“ lag in der von Mao im Kampf um die Macht losgetretene Kulturrevolution. Viele der ehemaligen freiwilligen Helfer/innen wurden in dieser Zeit gedemütigt und für viele Jahre inhaftiert. Insofern noch ein gutes Beispiel für „gelebten“ stalinistischen und damit maoistischen Internationalismus! Das Problem ist nur, dass für Bergmann die Fehler durch die KP China erkannt und schließlich beseitigt wurden. So kommt er zum wirklich politisch katastrophalen Schluss: „Aber die KPCh hat nach Maos Tod diesen großen Fehler, der dem sozialistischen Aufbau schwer geschadet hat, öffentlich und ausführlich aufgearbeitet …“ (Seite 25) und noch deutlicher: „Die chinesischen Kommunisten haben aus dem Irrweg der Mao-Ära ihre Lehren gezogen.“ (Seite 120). Angesichts einer heutigen chinesischen Parteibürokratie, die sich zur neuen Bourgeoisie aufschwingt und die letzten Reste der Errungenschaften einer sozialistischen Planwirtschaft beseitigt, ist das nicht mehr unter einen Hut zu bringen.

Fazit: Das Buch spielt mit einem bedeutungsschweren Titel und wird wahrscheinlich viele enttäuschte Leser/innen hinterlassen. Auch die Einschränkung im Untertitel hilft nur wenig. Denn Vietnam wird im ganzen Buch nur ein paar Mal in Nebensätzen erwähnt und rechtfertigt den Untertitel in keinster Weise. Gerade aber auch Vietnam hätte viel an proletarischem Internationalismus zu bieten! An dieser Stelle sei nur an den Wiener Kommunisten Ernst Frey erinnert. Er schlug sich im 2. Weltkrieg von Wien über Frankreich nach Indochina durch, baute in der Fremdenlegion eine kommunistische Zelle auf und stellte sich schließlich während der japanischen Besatzung auf die Seite des Vietminh.

Verlag und Autor wären mit einem realistischerem Titel und ein paar Wochen intensivem Lektorat gut beraten gewesen.

Autor: Theodor Bergmann

Titel: Internationalisten an den antifaschistischen Fronten. Spanien – China – Vietnam

Verlag: VSA

ISBN: 978-3-89965-367-0