Her mit der Bildung!

Das Ergebnis der PISA-Studie aus Sicht einer Schülerin und Sozialistin
Nadine Schenner

Sind die SchülerInnen zu dumm, die LehrerInnen nicht gut genug ausgebildet oder ist doch Gehrer schuld am schlechten Abschneiden der österreichischen SchülerInnen bei der Pisa-Studie? Der Streit um das Schulsystem verdichtet sich. Wären Gesamtschulen die Lösung oder müssten einfach „nur” die AusländerInnenkinder besser Deutsch lernen? Im selben Atemzug stellt sich die Frage wie das denn funktionieren soll, wenn ständig beim Lehrpersonal gekürzt wird? Die Geschichte des Bildungsabbaus geht zurück in die 90er Jahre wo unter der SPÖ Selbstbehalte bei Schulbüchern eingeführt, Klassen vergrößert und die Freifahrt für StudentInnen abgeschafft wurde. Unter Schwarz-Blau wurde mit Stundenkürzungen bei gleichbleibendem Stoff und Studiengebühren fortgesetzt.

Eine Frage des Geldes

Momentan ist in der Regierungskassa absolut kein Geld für Bildung da. Das behaupten Schüssel & Co. StudentInnen müssen in überfüllten Hörsälen am Boden sitzen obwohl sie Studiengebühren zahlen, aber Hauptsache es ist Geld da, um Abfangjäger zu kaufen. Öffentliche Schulen  argumentieren hingegen, aus Finanznot Werbeplakate von Bipa, Palmers und anderen Unternehmen in den Unterrichtsräumen aufhängen zu müssen. In meiner Schule werben regelmäßig VertreterInnen der Raiffeisenbank um neue KundInnen, aber trotz all dem funktionieren noch immer nicht alle Computer und es sitzen in jeder Klasse 36 SchülerInnen. Wer jetzt in eine Schule gehen will in der es Klopapier und genügend LehrerInnen gibt, muss zusätzlich zu den Steuern noch ein Schulgeld zahlen. Die Leute die genügend Geld haben, können es sich leisten, ihre Kinder in eine gute Schule zu geben, bei allen, die das nicht können, wird die Bildung weggespart.  

Sind die SchülerInnen einfach zu faul?

Fragt man ein 5-jähriges Kind ob es sich auf die Schule freut wird man in fast allen Fällen ein freudiges “Ja” als Antwort erhalten. Das zeigt, dass Kinder und Jugendliche „von Haus aus” nicht grundsätzlich abgeneigt sind etwas zu lernen. Sie sind oft sogar sehr motiviert, sich mit Wissen zu bereichern. Warum aber verlieren die SchülerInnen mit der Zeit die Lust am Lernen? Auf der einen Seite steht man unter ständigem Leistungsdruck. Die Angst vor schlechten Noten, vor dem Sitzenbleiben. Die LehrerInnen stehen vor einem und beten den Unterrichtsstoff herunter, den man so schnell wie möglich und ohne zu hinterfragen schlucken sollte. Eine andere Unterrichtsform als Frontalunterricht wäre in einer Klasse mit 36 SchülerInnen auch gar nicht möglich. Auf der anderen Seite soll man motiviert sein und Freude am lernen haben. Ein Widerspruch! Es wurden in den letzten Jahrzehnten viele neue Lehrformen entwickelt wie z.B. der Projektunterricht, bei dem man gemeinsam mit seinen KlassenkollegInnen mit Unterstützung der LehrerInnen den Stoff selber erarbeitet. Dies hat zum Vorteil, dass man lernt sich selbst etwas zu erarbeiten und es fördert die Teamarbeit. Allerdings wären die Voraussetzungen für solche Unterrichtsmethoden eine drastische Verringerung der Klassenschülerzahl auf ca. 12 SchülerInnen und eine dementsprechende Aufstockung der LehrerInnen. Doch das ist eine Kostenfrage, und das Geld will uns die Regierung nicht gewähren. Warum? Und warum wollen die Unternehmen nicht, dass wir kritisch denken lernen? Je weniger wir lernen, uns zu organisieren und ihre Logik zu hinterfragen, desto einfacher kann die Regierung Sozialabbau betreiben, desto weniger werden wir kämpfen, wenn die Unternehmen uns den Lohn kürzen wollen.

Bildung ist ein Recht das uns zusteht

Notwendig ist freier Bildungszugang für alle, keine Selektierung in Arm und Reich, und zwischen Aus- und InländerInnen. Keine Unterteilung in Hauptschule und AHS sondern gemeinsamer Unterricht für alle bis 18 mit integrierten Lehrwerkstätten, um ein möglichst breites Spektrum an Allgemeinwissen in Kombination mit einer frei wählbaren Berufsausbildung zu haben. Senkung der SchülerInnenzahl pro Klasse auf 15, um die notwendige individuelle Betreuung zu garantieren. Es ist genug Geld da, daher Ausbau der Bildung und Rücknahme aller Kürzungen. Bildung ist kein Privileg, sondern ein Recht, das uns zusteht!

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