Heißer Herbst: Kämpfe zusammenführen und Streiks vorbereiten!

Sarah Moayeri

Der Sommer hat im Bildungsbereich kämpferisch begonnen: Tausende protestierten für bessere Arbeits- und Lernbedingungen. Die drohende Zerschlagung der Freizeitpädagogik hat gleichzeitig eine nie dagewesene Streikwelle der Kolleg*innen bei BiM (Bildung im Mittelpunkt) angestoßen. Initiativen haben sich zusammengetan, um diese Kämpfe zusammenzuführen. Kurz darauf protestierten Pflichtschullehrer*innen gezielt vor der GÖD (Gewerkschaft Öffentlicher Dienst) und forderten konkrete Kampfmaßnahmen ein. Von der Basisinitiative “Schule brennt” wurde eine Petition an die Gewerkschaft gestartet, die Streikvorbereitungen zur Durchsetzung der notwendigen Forderungen einfordert.

Im Bildungsbereich brodelt es weiter

Diese Dynamik müssen wir mit Schulbeginn wieder aufnehmen. Denn der Kampf um die Freizeitpädagogik ist noch nicht vorbei. Die Pensionierungswelle erreicht ihren bisherigen Höhepunkt, hunderte Stellen sind für das kommende Schuljahr noch unbesetzt. Die Regierung beantwortet Personalmangel und steigende Burn-Out Quoten ausschließlich mit mehr Quereinsteiger*innen - jetzt auch aus dem Bundesheer, was eine drohende Militarisierung an Schulen bedeutet. In der Elementarpädagogik sieht es nicht besser aus: In Wien fehlen 570 Beschäftigte in öffentlichen Kindergärten, der Mangel ist seit Anfang des Jahres um 14% angestiegen. Vergangene Aktionstage haben in den letzten Jahren das Potential für Streiks gezeigt. Auch an den Unis und in der Erwachsenenbildung regt sich immer mehr Widerstand. Der Bildungsbereich hat das Potential, im Herbst vorzupreschen und andere Beschäftigtengruppen zu inspirieren. Weitere Aktionen werden schon geplant - jetzt wird es Zeit für eine Aktionskonferenz, auf der Forderungen diskutiert und nächste Schritte demokratisch geplant werden können.

Herbstlohnrunden: Für branchenübergreifende Streiks!

Der Personalmangel betrifft nicht nur den Bildungsbereich. Gerade in den Branchen wie im Sozial- und Gesundheitsbereich verlassen immer mehr Kolleg*innen ihren Job. Gleichzeitig bleibt die Inflation weiter auf einem hohen Niveau: Der Arbeitsdruck steigt, während das Lohnniveau sinkt. Gerade für die kommenden Kollektivvertragsverhandlungen bedeutet das aber auch einen gewissen Rückenwind. Der Kampf gegen den Personalmangel braucht sowohl massive Lohnerhöhungen und eine automatische Anpassung der Löhne und Gehälter an die Inflation, als auch eine radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn und Personalausgleich. Die Forderung von Babler nach einer 32-Stunden-Woche ist populär und sollte Anlass für die Gewerkschaften sein, branchenübergreifende Streiks genau dafür zu organisieren. Das Potential dafür ist riesig und wir dürfen bei der Vorbereitung nicht auf die lahme Gewerkschaftsführung warten: Der Warnstreik der Ärzt*innen in Ottakring gegen den Personalnotstand war ein Beispiel für Organisierung an der Basis, auch ohne bzw. gegen die Gewerkschaftsführung. Solche Organisierungsprozesse und Aktionen können wiederum den notwendigen Druck auf die Gewerkschaften aufbauen. Denn sie werden auch dieses Jahr versuchen, die verschiedenen Kämpfe rund um die KV-Verhandlungen voneinander zu trennen. Stattdessen können wir an der Basis daran arbeiten, gemeinsame Streiktage sowie Demonstrationen zu organisieren: Von den Schulen, über die Spitäler bis hin zur Eisenbahn.

Info:

Die Basisinitiative “Sozial aber nicht blöd” organisiert am 8. September ein erstes Herbsttreffen, um Arbeitskämpfe im Sozial- und Gesundheitsbereich vorzubereiten und vergangene Kämpfe zu bilanzieren.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: