Elitenbildung und Rassismus? Nein zu Burschis im Grazer Unirat!

Stefan Hasenauer

Alle 5 Jahre ist es wieder so weit: Im März wurde der neue Universitätsrat der Grazer Karl-Franzens Universität bestimmt. Eine Wahl, die nicht zu unterschätzen ist, da der Unirat das wichtigste Entscheidungsgremium an der Grazer Universität darstellt.

Laut Satzung haben im Unirat 9 Ratsmitglieder zu sitzen: 4 werden vom Universitätssenat, dem wichtigsten demokratischen Gremium neben dem Unirat, gewählt. 4 werden von der Bundesregierung bestellt und das 9. Mitglied wird von den bereits gewählten 8 Delegierten bestimmt. Diesmal hat sich dabei die Regierung etwas Überlegt, was an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist: Sie haben Herr Ing. Mag. Alois Gruber in jenen Rat einberufen.

Man frage sich wer Alois Gruber überhaupt ist? Die Antwort: Das weis keiner so genau! Das Einzige, das über ihn (so er denn wirklich existiert) bekannt ist, ist dass ein "Ing." und ein "Mag." vor seinem Namen steht, was zumindest darauf schließen lässt, dass er schonmal eine Universität von innen gesehen hat.

Auf der Universitätswebsite wurden bereits vor Wochen die Namen und Lebensläufe der neuen Uniratsmitglieder veröffentlicht. Unter dem Namen Gruber findet sich jedoch eine leere Seite, nicht einmal ein Foto von ihm bekommt man zu sehen. Man weis im Grunde nichts über ihn und mit "man" sind hierbei die Studentinnen und Studenten, sowie Bedienstete der Uni Graz gemeint, deren Vertreter Herr Alois Gruber eigentlich sein sollte!

Wie auch immer, nahm die ÖH Graz (Österreichische Hochschülerinnenschaft) dies zum Anlass, um etwas tiefer zu graben und vielleicht doch noch etwas über Herr Gruber herauszufinden, wobei eine schaurige Entdeckung gemacht wurde:

Alois Gruber ist anscheinend schon seit seinem Studium ein überzeugtes Mitglied der schlagenden Burschenschaft Arminia Czernowitz zu Linz, welche 2011 Schlagzeilen damit machte, mit einer Abwandlung eines NS-Sujets für eine ihrer Veranstaltungen zu werben. Welche ideologische Orientierung die Arminia Czernowitz verfolgt braucht an dieser Stelle gar nicht erwähnt zu werden. Und als wäre all das noch nicht genug, ist jener braune Burschenschaftler, den wir von unserer "hochgeliebten" Regierung aufs Auge gedrückt bekommen haben noch dazu ein rechtsradikaler Theoretiker: Laut ÖH soll Alois Gruber bereits mehrere Artikel in der Zeitschrift Aula, welche als Sprachrohr der österreichischen Burschenschaften fungiert, veröffentlicht haben. Diese Publikationen handelten zum Beispiel von "der weltweiten Verfolgung des deutschen Volkes" und anderen ideologisch und historisch recht fragwürdigen Themengebieten.

Die ÖH Graz hat Herrn Gruber deshalb ein Ultimatum gestellt: Er möge bis am 15. April eine Stellungnahme abgeben, seine Identität darlegen und sich zu den Werten der Karl-Franzens Universität bekennen! Die Karl-Franzens-Universität schreibt sich selbst Chancengleichheit und Vielfalt auf die Fahnen. Abgesehen davon das Bildung im Kapitalismus stets auch eine Frage der Klassenzugehörigkeit, des Vermögens und nicht des eigenen Wollens ist, sind Burschenschaften eine elitäre, hierarchische Gemeinschaft auf Lebenszeit. Gruber wird (und kann?) sich nicht distanzieren. Der Unirat tagt übrigens am 20. April erstmals in neuer Besetzung. Falls Herr Gruber den Forderungen der ÖH also nicht nachkommen sollte, dann passiert irgendwas, man weis halt noch nicht was und ob überhaupt was passieren wird, aber eventuell wird es vielleicht eine Aktion von Seiten der ÖH geben.

Nichtsdestotrotz organisierten die AktivistInnen der HochschülerInnenschaft am 12. April, also bereits vor Ablauf der Frist, vor dem Uni-Hauptgebäude eine Aktion unter dem Motto "wir sind bunt und nicht braun". Dabei wurden verschiedene Farbpulver in die Luft geworfen und währenddessen ein Pressefoto geschossen, es wurde auch laut Musik gespielt... Der Plan der ÖH ist offensichtlich folgender: Man möchte Medieninteresse wecken und appelliert an das Gewissen von Alois Gruber, auf dass er doch zurücktreten möge...

An die ÖH: Natürlich wird sich Herr Gruber nicht zu den angeblichen Werten der KFU bekennen! Der Mann ist Mitglied einer rechtsradikalen Burschenschaft. Das alleine impliziert schon, dass ihm alles wofür die KFU angeblich einsteht ein Dorn im Auge ist! Und ein Ultimatum ohne Androhung von Maßnahmen, falls die Forderungen der ÖH nicht erfüllt werden, ist im Prinzip eine Bitte. Auch lustige Farbaktionen werden uns nicht weiterbringen!

Um Herr Gruber zum Rücktritt zu zwingen braucht es weit mehr als das. Seit mehreren Jahren schon ist der „Antifaschismus“ in Graz zahnlos. Aus Angst, irgendwo anzuecken, beschränkt man sich auf moralische Appelle und Petitionen. Wie kann es sein dass Identitäre ohne Widerstand in der Grazer Innenstadt stehen oder feixend Selfies vor der buntlustigen Kundgebung der ÖH schießen. Rassismus und soziale Kürzungen werden in den kommenden Monaten und Jahren rasant zunehmen. Es braucht eine breite Bewegung an der Uni, die nicht nur StudentInnen, sondern ebenso ProfessorInnen und MitarbeiterInnen aller Grazer Universitäten einbindet! Es braucht Kundgebungen und Flyeraktionen bei denen die Menschen darüber informiert werden, was da im Moment am Campus abgeht. Es ist nötig, den Widerstand gegen Burschenschaften mit den zunehmenden sozialen Hürden beim Studieren zu verbinden. Nur gemeinsam können wir unsere Uni vor den menschenverachtenden Ideologien der Burschenschaften verteidigen!