8. März, Frauentag - So geht's (nicht)!

Kommentar
Sonja Grusch

Es ist wieder soweit. Mehrmals im Jahr (Frauentag, Tag gegen Gewalt an Frauen, Equal Pay Day…) überschlagen sich (fast) alle in Beteuerungen, wie wichtig Frauenrechte sind und wie pfui Sexismus ist. Selbst jene, die aus ideologischen Gründen ein konservatives Frauenbild propagieren und mit Sexismus auffallen - von Kirche über ÖVP bis FPÖ - tun so, als ob sie “natürlich” für Gleichberechtigung sind. Soweit Theorie und Propaganda, denn mit offenem Sexismus kommt man in der Politik heute nicht mehr weit.

Die Realität sieht ganz anders aus: Der Global-Gender-Gap-Bericht des Weltwirtschaftsforums errechnet, dass Gleichberechtigung - so sich nichts verlangsame - erst in 133 Jahren erreicht wäre. Corona hat die Lage von Frauen weltweit verschlechtert, uns mehr unbezahlte Arbeit aufgehalst. Jede Wirtschaftskrise - und die kommen in den letzten Jahrzehnten in immer kürzeren Abständen - verschärft die Situation von Frauen. Denn wenn der Kapitalismus seiner sozialen Rüschen entledigt ist, tritt seine volle Brutalität und Ausbeutung zu Tage: Spitäler werden geschlossen, Pflege ins Private verlegt, Bildung privatisiert, Kinderbetreuung zum Luxus und im Job selbst steigt der Stress bei sinkenden Einkommen. Frauen werden in die “Teilzeitfalle” gezwungen und so wird eine viel zu oft gewalttätige Familie ebenfalls zur Falle. Und die Teuerung verschlimmert alles noch. Es scheint kein Entrinnen aus Sexismus, Gewalt und Ungerechtigkeit zu geben. Das trifft alle, die nicht zu den Reichen gehören (also eigentlich fast alle außer der Elite) - und Frauen ganz besonders. Und um diese Maßnahmen durchzukriegen, werden “traditionelle” Rollenbilder aus der Mottenkiste geholt und aufgehübscht. 

Gegen Main-Stream und für Sozialistischen Feminismus

Und um so zu tun, als ob man ach so fortschrittlich wäre, bleibt der Main-Stream-Feminismus schön an der Oberfläche. Bei Ursachenerklärung ebenso wie bei Lösungen. Weil aber Frauenunterdrückung nicht in der DNA von Männern, sehr wohl aber in der DNA des Kapitalismus steckt, ist dieser Main-Stream-Feminismus im besten Fall sinn- und wirkungslos. Was wir stattdessen brauchen, ist sozialistischer Feminismus, der seine Wurzeln im Verständnis der kapitalistischen Produktionsweise und daraus resultierender Ideologie hat. Und der seine Wurzeln bei den sozialistischen Kämpfer*innen wie Zetkin, Luxemburg, Kollontai, aber auch Engels und Bebel hat. Und was unterscheidet nun diesen sozialistischen Feminismus? 1) Frauenunterdrückung liegt am und hat System 2) Dieses System heißt Kapitalismus und braucht die mies und unbezahlte Frauenarbeit (laut Oxfam leisten Frauen täglich 12,5 Milliarden unbezahlte Stunden Care-Arbeit) 3) Deswegen kratzen individuelle Lösungen bestenfalls an der Oberfläche 4) Demokratische und gesellschaftliche Rechte gehen nicht ohne soziale Rechte 5) Diese werden uns nicht geschenkt, die müssen wir erkämpfen (und genau das sehen wir zunehmend durch Streiks in “Frauenbereichen” wie Pflege und Bildung). Das ist das Verständnis von ISA und unserer sozialistsch-feministischen Initiative Rosa - und zwar ganz besonders bei der internationalen Rosa-Konferenz. Komm hin, am 18./19.3. in Wien!

 

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