Sa 01.05.2004
Vorwärts: Wie schätzt Du das Verhandlungsergebnis ein?
K: Das Ergebnis ist schlecht, das sind nur Punkte, die den Regierungsverhandlern entgegenkommen. Das Sozialsystem für die EisenbahnerInnen wird zerstört – wenn KollegInnen viele Wochen aufgrund von Berufsunfällen und -erkrankungen nicht arbeiten können, kriegen sie künftig weniger Geld. Die Arbeitszeitregelungen kommen in der Urabstimmung überhaupt nicht vor, obwohl das ein ganz wichtiger Teil der Verhandlungen ist – das hätte auch abgestimmt werden sollen.
Vorwärts: Haberzettl versucht darzustellen, dass die Übernahme des Angestellten- und des Arbeitszeitgesetzes für die EisenbahnerInnen sogar Verbesserungen bedeuten würden. Wie siehst Du das?
K: Das ist eine Beruhigungstaktik. Tatsächlich wird es keine Verbesserungen bringen – wo sollen die 100 Milliarden Einsparungen, denen die Gewerkschaft zugestimmt hat, herkommen? Es wird zu weiterem Personalabbau kommen – die Leute werden in eine Personalleasinggesellschaft überstellt und von dort werden sie herausgemietet. Wer nicht gemietet wird, ist unbrauchbar und wird abgebaut. Die Zukunft dieser Menschen ist der Regierung völlig egal.
Vorwärts: Bist Du mit der Arbeit der GdE zufrieden?
K: Ich habe viel mit KollegInnen diskutiert – viele sind frustriert, weil sie sich durch den Abbruch des letzten Streiks verraten fühlen. Sie waren bereit, weiter zu streiken. Noch 3-4 Tage, gemeinsam mit der AUA und den Verkehrsbetrieben, dann hätte Schüssel nachgeben müssen – wir sollten die KollegInnen nicht unterschätzen! Die Unterstützung, die ich während des Streiks von Nicht-EisenbahnerInnen erfahren habe, hat mich selbst überrascht. Nur die Medien haben das falsch dargestellt. Was im Streik ein Problem war, war die Information vor Ort. Das lag aber nicht an der Personalvertretung vor Ort, sondern das Problem liegt in der GdE-Zentrale. Ich habe in der Gewerkschaft schon vor langem meine Mitarbeit angeboten, aber ich bin wohl zu kritisch – ich habe nicht einmal eine Antwort bekommen. Dass die GdE-Führung jetzt etwas Widerstand organisiert – nachdem sie in der Vergangenheit ja vielen Verschlechterungen zugestimmt hat – liegt weniger daran, dass sie wirklich unsere Interessen vertreten will, sondern weil sie Angst um ihre eigenen Posten hat.
Vorwärts: Was wäre deiner Ansicht nach nötig, um Verschlechterungen abzuwehren?
K: Schon die Urabstimmung ist problematisch – wir sollen irren Verschlechterungen zustimmen. Eigentlich sollte die Frage 2 lauten, ob wir für Kampfmaßnahmen sind, wenn Verschlechterungen drohen – für uns ist es ja letztlich egal, ob Verschlechterungen per Gesetz oder per KV kommen, dagegen etwas tun sollten wir auf jeden Fall.