Rote Seitenblicke: Songcontest

Laura Rafetseder

Beim Songcontest ging es nie wirklich um Musik. Vielmehr soll „Friede, Freude, Eierkuchen“-Stimmung verbreitet werden. Der Mega-Event ist besonders für den Tourismus ein Geschäft. Die Stadt Wien will sich von der besten Seite zeigen: Sie verteilt im Vorfeld Blechfiguren und Herzerlstecker. Im Zeichen des Umweltschutzes soll es Bio-Gerichte aus Mehrweggeschirr geben – vermutlich zu stattlichen Preisen. Aber was passiert mit allem, was nicht dem Herzchen-Bild entspricht? Wird die Stadt Wien das Vorgehen gegen Betteln verschärfen? Werden Demonstrationen durch z.B. eine Sperrzone rund um die Stadthalle verhindert? Werden sich Beschäftigte zu ihren Arbeitsbedingungen äußern dürfen oder werden Streiks untersagt? Werden Ladenöffnungszeiten ausgehebelt, um möglichst viel Profit rauszuholen?

Wir wissen von anderen Großereignissen (z.B. Ski-WM in Schladming, Fußball EM08), dass dem schönen Erscheinungsbild (und natürlich den Gewinnen) alles andere untergeordnet wird. Bringt das Event Jobs? Gerade die Jobs im Tourismus sind in der Regel besonders prekär, mies bezahlt und nicht von Dauer. Auf die Rechte von Beschäftigten wird gepfiffen - 700 Freiwillige arbeiten für ein T-shirt und eine Eintrittskarte gratis bei den Shows. Die 25 Millionen Euro, die ORF und Stadt Wien in die Veranstaltung stecken, fehlen an anderer Stelle. Wenn Konflikte unterdrückt werden, um ein schönes Erscheinungsbild zu garantieren - dann ist der Songcontest kein Symbol für Weltoffenheit und Frieden.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: