So 01.10.2000
Seit seiner Gründung ist die Front National/FN Sammelbecken für verschiedene Strömungen der extremen Rechten in Frankreich. Gemeinsamkeiten dieser Strömungen sind ein ausgeprägter Nationalismus, und daraus resultierend die gleichen Feindbilder. Zu diesen zählt die FN generell alles, wodurch er die "nationale Gemeinschaft" bedroht sieht, dazu, wie z.B. Marxismus, Liberalismus und ImmigrantInnen. Irene Müller auf Spurensuche.
Trotz dieser Gemeinsamkeiten wäre es falsch, die FN als homogenen ideologischen Block zu definieren. Die Front National wurde 1972 durch Jean-Marie le Pen neugegründet, und gilt als eine der erfolgreichsten rechtsextremen Parteien Europas. Mit etwa 75.000 Mitgliedern ist die FN zwar keine Massenpartei, stellt aber eine etablierte Größe im französischen Parteisystem dar. Eigentlich beinhaltet er unterschiedliche politische Generationen. So waren die Gründer des Parteiapparates Anhänger der in den 30er Jahren agierenden faschistischen "Parti Populare Francais (PPF)". Andere Generationen verstehen sich in der Tradition des Vichyregimes, oder des Ende der 60er Jahre von Intellektuellen gegründeten Debattierclubs namens "GRECE". Letztere ist heute unter der Bezeichnung die "Neue Rechte" bekannt und lieferte der FN Mitte der 80er einige Kader. Die "Neue Rechte"- ein wesentlicher Bestandteil der FN - sieht die Lösung der sozialen und gesellschaftlichen Probleme in einer Gesellschaft, die in ihrer sozialen Hierarchie und eindeutig definierten Herrschaftselite der der vorchristlichen Antike gleicht. Passend dazu propagiert die "Neue Rechte" den opferbereiten, sich gedankenlos in die herrschende Ordnung einfügenden Helden.
Auf wenige Worte gebracht, bestehen die ideologischen Grundpfeiler der FN aus Rassismus, einer Ablehnung der Globalisierung und einer an Gleichheit orientierten Politik. Natürlich werden aber auch klassisch reaktionäre Werte hochgehalten und propagiert. Gesellschaftliche Probleme, wie Kriminalität, Drogenmissbrauch und Gewalt werden mit einer "Verrohung der Sitten" und einem "Verlust der Werte" ( Arbeit, Vaterland, Familie) erklärt.
Politisch umgesetzt bedeutet das eine massive Ausgrenzung von ImmigrantInnen zum Beispiel durch die sogenannte "nationale Bevorzugung" (Vergabe von günstigen Wohnungen, Arbeit, nur an franz. StaatsbürgerInnen). Aber auch vor Eingriffen in die Meinungsbildung macht die FN nicht halt. So lauten Anweisungen der Stadtverwaltung in Orange an Bibliotheksangestellte, dass nichts mehr gekauft werden könne was der jüdischen Kultur nahesteht, bzw. afrikanische Erzählungen etc.