Fr 24.04.2020
In den Morgenstunden des 20. April, wurde in Wals bei Salzburg ein 72-jähriger Obdachloser in einer Altpapierpresse erdrückt. Zuvor hatte er in einem Altpapiercontainer übernachtet. Die Medien berichten über den „tragischen Unfall“. Die Verantwortung liegt nicht bei den Beschäftigten des Entsorgungsunternehmens. Bei diesem Tod handelt es sich vielmehr um die Ermordung durch ein Wirtschaftssystem, in welchem Profite mehr zählen als Menschenleben. Im Kapitalismus wird alles zur Ware – also auch Wohnen. Und wer sich diese Ware nicht leisten kann, läuft Gefahr deswegen sogar sterben. Tausende sind im „reichen“ Österreich obdachlos, viele davon auch in Salzburg. Obdachlose die erfrieren sind keine Schlagzeile mehr wert, doch der jüngste tragische Unfall zeigt wieder einmal die unglaubliche Ungerechtigkeit auf, die es gerade beim Wohnen gibt.
Denn mit rund 5.000 leerstehenden Wohnungen, wäre genug Wohnraum für alle Einwohner*innen der Stadt Salzburg vorhanden. Doch weil aus Profitgier spekuliert wird, und weil sozialer Wohnbau kaum existiert, müssen Menschen auf der Straße leben. Mit 15,40 Euro pro Quadratmeter Miete, ist die Stadt Salzburg hinter Innsbruck der zweitteuerste Wohnbezirk Österreichs. Der Bezirk Salzburg Umgebung „schafft“ es mit 12,60 auch noch in die Top 10. Selbst eine Einzimmerwohnung unter 500 Euro bleibt ein Wunschtraum. Doch damit nicht genug: Nicht einmal einfachste Maßnahmen zur Sicherung des Überlebens Obdachloser werden von der Stadt bereitgestellt. So gibt es lediglich 100 Notschlafstellen - aber rund 130 Obdachlose. Dies treibt die Menschen in Container. Dass es zu Todesfällen kommt war also nur eine Frage der Zeit.
Die jüngsten Entwicklungen mit Rekordarbeitslosigkeit in Rekordtempo zeigen: Im Kapitalismus ist ein Großteil der Arbeiter*innenklasse dem Risiko der Obdachlosigkeit ausgesetzt. Die aktuell eintretende größte Wirtschaftskrise seit rund 90 Jahren trifft besonders Salzburg hart. So stieg die Arbeitslosigkeit im Bundesland infolge der Coronakrise im März um 138,5% gegenüber dem Vorjahr und beträgt nun (inklusive Schulungsteilnehmer*innen) 31.077 Personen. Beispiele wie in Wals könnten sich in Zukunft also häufen. Internationale Beispiele wie in Berlin oder nun in den USA zeigen, dass das Thema Wohnen überall „brennt“ – und dass es kämpferische Proteste bis hin zum organisierten Stopp der Mietenzahlungen gibt und braucht. Das sind wichtige Schritte! Denn selbst dieses eine Beispiel zeigt warum wir dieses verrottete und menschenfeindliche System über den Haufen werfen müssen!
Die SLP fordert:
- Kein Absinken in die Armut, kein Wohnungsverlust wegen Corona oder Wirtschaftskrise!
- Enteignung von aus Spekulationsgründen leerstehenden Wohnungen!
- Ausreichend Notschlafstellen und Übergangswohnungen für von Obdachlosigkeit betroffene bzw. akut bedrohte Menschen.
- Schluss mit „Corona-Strafen“ gegen Einzelpersonen die „draußen“ sind – während gleichzeitig in Firmen Schutz- und Sicherheit der Beschäftigten ignoriert wird!
Weitere Forderungen zum Thema Wohnen findet ihr hier: https://www.slp.at/artikel/die-rechnung-ohne-den-wirt-gemacht-9992