Zielpunkt: Die Gewerkschaft muss Jobs verteidigen, statt deren Abbau zu verwalten!

Sebastian Kugler

Anlässlich der drohenden Zielpunkt-Pleite fanden heute von der Gewerkschaft GPA-djp einberufene Betriebsversammlungen statt. SLP-AktivistInnen waren vor Ort und diskutierten mit KollegInnen darüber, was nun getan werden könnte, um die Jobs zu retten. Die Wut der KollegInnen ist groß. Eine meinte zu uns, dass der Herr Pfeiffer ihre Filiale nur zwischen zwei Semmelscheiben wieder verlassen würde. Eine andere: „Dem Pfeiffer sollte man das Konto sperren, dann weiß er mal, wie das so ist!“ Die erste Betriebsversammlung eröffnete eine Betriebsrätin sichtlich betroffen: „Der Anlass heute ist Scheiße, überhaupt ist in den letzten Wochen so viel Scheiße passiert…“ Umso enttäuschender war es, dass die GPA-djp die Betriebsversammlungen rein als Info-Veranstaltungen über die kommende Pleite und deren Folgen aufzog. Der massenhafte Jobverlust wurde als naturgegeben akzeptiert, jetzt könnte man nur noch das Beste draus machen und die geltenden Ansprüche einfordern. Die KollegInnen wurden sogar ermahnt, bloß „arbeitsam“ zu sein und ohne zu Murren die letzten Arbeitstage abzuspulen. Für die Gewerkschaft scheint nur noch die juristische Ebene zu existieren – auf dieser leisten aber die Arbeiterkammer bzw. der WAF die Vertretung! Zurecht wurde zum Schluss dazu aufgerufen, in die Gewerkschaft einzutreten, doch viel Grund dafür wurde den KollegInnen nicht gegeben. Beim Hinausgehen meinte eine Kollegin verbittert: „Jetzt bin ich genauso schlau wie vorher.“ Viele KollegInnen retten sich angesichts der scheinbar aussichtslosen Situation in Galgenhumor. Die Nachricht, dass heute ihre Weihnachtspackerl vom Eigentümer (inklusive Gutschein für Unimarkt) kämen, hatten sie nur zynisches Lachen übrig.

Unsere Flugblätter und Hintergrundanalysen zu Zielpunkt wurden interessiert aufgenommen. Auf unsere Idee, Proteste zu organisieren, reagierten viele KollegInnen erfreut und trugen sich in unsere Unterschriftenlisten ein. Auch wenn mit der heutigen Anmeldung der Insolvenz formal alles gelaufen scheint: wenn die KollegInnen sich organisieren, protestieren, sowohl in den Filialen als auch auf den Straßen, kann medialer und politischer Druck erzeugt werden. Die Erfahrung zeigt, dass es keine stärkere Kraft gibt, als ArbeiterInnen, die sich zusammenschließen, um für ihre Rechte zu kämpfen – und dass, wenn genügend Druck aufgebaut wird, Unternehmer und Staat plötzlich kalte Füße bekommen und die Jobs gerettet werden können. Doch dafür braucht es von der Gewerkschaft mehr als nur Serviceleistungen und empörte Pressemeldungen. Die KollegInnen sind wütend, machen wir diese Wut zu Widerstand! Verwandeln wir die Filialen in Widerstandszentren, organisieren wir zuerst kleinere Proteste vor Filialen und an öffentlichen Plätzen, um auf uns aufmerksam zu machen und KollegInnen und KundInnen miteinzubeziehen, hin zu einer großen gemeinsamen Demonstration gegen Pfeiffers Machenschaften und für die Verteidigung aller Jobs!