Simbabwe: Landreform oder Repression?

Pia Abel

Die Medien Europas haben plötzlich ihr Interesse für Afrika entdeckt: Krokodilstränen werden vergossen – allerdings nur für die tapferen, weißen Männer, die in Simbabwe „ihr“ Land verteidigen. Sogar ein Österreicher befindet sich unter ihnen, der ZIB auch einige Minuten Beitrag wert war.
Ein Drittel der Fläche Simbabwes und drei Viertel des besten Ackerlandes befinden sich in Händen von 4500 weißen, kommerziellen Farmern, in einem Land mit 12 Millionen EinwohnerInnen und der Größe Spaniens.

Die fehlende Landreform

Der Ruf nach Land war ein Hauptpunkt für die Bevölkerung Simbawes gewesen, um den blutigen Freiheitskampf mit 30.000 Toten gegen die britische Kolonialmacht auf sich zu nehmen. 1979 musste der Imperialismus seine – vorläufige – Niederlage akzeptieren. Die Partei der einstigen Guerillabewegung, die Zanu – PF mit ihrem Chef Mugabe, stellte die Regierung eines unabhängigen Simbabwes, ehemals Rhodesien. Doch schon die neue Verfassung stellte einen Kompromiss mit den Kolonialherren dar: Das „Recht“ auf Privateigentum beließ Banken, Industrie und Minen, in britischen, südafrikanischen und US-amerikanischen Händen. 20 Sitze des Parlaments wurden darüber hinaus fix für die weiße Minderheit vorgesehen!
Die folgenden zwanzig Jahre waren trotz der einstigen antikapitalistischen Rethorik des Befreiungskampfes geprägt von einem harten, kapitalistischen Regime Mugabes. Die Neunziger Jahre führten zu einer Verschärfung der Situation: die Strukturanpassungsprogramme des IWF ließen den Lebenstandard innerhalb von vier Jahren auf das Niveau der 70er Jahre absinken. Die Gewerkschaften, die durch ihre Verflechtung zum Mugabe-Regime lahmgelegt worden waren, lösten sich seiner Zanu – PF und begannen wieder zu kämpfen.

Generalstreik 1997

Der Höhepunkt der Bewegung war ein Generalstreik 1997 mit mehr als einer Million Beteiligten. Mugabe kann seitdem den schwindenden Rückhalt in der Bevölkerung nicht mehr verschleiern. Ein Referendum im Februar dieses Jahres bescherte ihm eine glatte Niederlage. Die Opposition, die MDC, war zwar ursprünglich aus den Arbeitskämpfen hervorgegangen. Sie hatte aber vom Anfang an eine klar kapitalistische Ausrichtung und ist mittlerweile von der weißen Minderheit dominiert. Die Chance, sich als ArbeiterInnenpartei zu gründen, die ein Programm hat, das wirkliche Antworten auf die Landfrage und auf den Imperialismus gibt, wurde von seiten der MDC vor zwei Jahren verpasst.
Die jetzigen Landbesetzungen bedeuten keine ernst gemeinte Bodenreform oder gar einen Transformationsprozess in Richtung Sozialismus. Sie sind Verschleierungstaktik und ein Versuch Mugabes, nach den kommenden Wahlen die Macht zu behalten.Es ist nicht einmal auszuschließen, dass Mugabe das Land später den Weißen wieder zurückgibt. Zudem sind die Methoden der Veteranen extrem willkürlich und ohne Konzept, dass eine Perspektive geben würde, was längerfristig mit dem Land passiert. Auf die Landbevölkerung wirkt dies verunsichernd. Vor der Industrie, die sich zu einem Drittel in ausländischer Hand befindet, wird trotz aller Besetzungsambition halt gemacht; dabei wäre eine solche unter demokratischer Kontrolle der ArbeiterInnenschaft Grundvoraussetzung für eine lebensfähige Agrarproduktion. Die Ereignisse im südlichen Afrika sind darüber hinaus ein Ausdruck für das Erbe des Kolonialismus und die ungelösten Grundprobleme – Land und Freiheit – des ganzen Kontinents.

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