Rote Seitenblicke - Millionärsparteien

Nikita Tarasov

Was haben Österreichs Stronach, Tschechiens Babis, Russlands Prochorov sowie die Amerikaner Romney und Bloomberg gemeinsam? Sie gehören zu den reichsten Menschen der Welt. Und sie haben es sich zum Ziel gesetzt, aktiv in der Politik mitzuwirken. Zwei Fragen drängen sich auf: seit wann und wozu? Die Bemühungen der Bourgeoisie, ihre Klasseninteressen politisch umzusetzen, sind so alt wie die Bourgeoisie selbst. Der übliche Weg verläuft über Lobbying bzw. direkte oder indirekte Beeinflussung der Meinung von Öffentlichkeit oder Parteien. Das ist z.B. in den USA gang und gäbe. Doch vielen Superreichen ist das nicht genug – sie gründen eigene Parteien. Es steckt mehr dahinter als ein wahnsinniger Egomane wie Berlusconi oder rechte Ideologie wie beim deutschen Frey. Wenn die etablierten Parteien versagen, die Massen nach Alternativen suchen und der Kapitalismus in der Krise steckt, dann treten die Superreichen an, um das System zu retten – und gründen eine „alternative“ Partei! Denn wer kann die Interessen des Kapitals besser, effizienter und radikaler vertreten als ein Kapitalist. Nachdem Profitbesessenheit, Ausbeutung und autoritäres Weltbild in eine attraktive, frische und „demokratische“ Hülle verpackt sind, präsentiert sich die Partei dann als eine Alternative zu der versagenden Regierung, fängt die enttäuschten WählerInnen auf und bieten somit ein Ventil für den potentiell revolutionären Druck, der sich im Kapitalismus aufbaut. Und statt Sparpaketen gibt es dann Sparpakete!

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