Rote Seitenblicke: Vorstadtweiber

„Vorstadtweiber“ heißt die neueste ORF-Serie, mit der versucht wird, am Erfolg der amerikanischen „Desperate Housewives“ mitzunaschen. Klatsch und Tratsch statt kritischer oder auch nur origineller Formate scheint beim ORF Programm zu sein. So unangenehm der Titel klingt, scheint auch der Rest der Serie zu sein. Hier werden Intrigen der „Reichen und Schönen“ konstruiert, die mit den Lebensrealitäten der meisten österreichischen Frauen nichts zu tun haben. Die Charaktere sind flach, was aber durch mehr „skandalöse“ Handlungswendungen ausgeglichen werden soll. Während sich in Österreich eine weitere Verschlimmerung der Krise mit allen sozialen Folgen anbahnt, wird im staatlichen Fernsehen auf Ablenkung gesetzt. Während immer mehr Frauen in Armut abrutschen, wird hier so getan, als wären die wirklich leidgeplagten Teile unserer Gesellschaft Ehepaare in Wiener Nobelbezirken.

Zwischen Eifersucht, skurrilen Dreierkonstellationen sowie Grundstücksspekulation und den wirklichen Sorgen vieler Menschen in diesem Land, die oft nicht wissen wie sie ihre Miete oder den nächsten Einkauf bezahlen sollen, liegen Welten. 13% der österreichischen Frauen sind von Armut betroffen, gleichzeitig wird etwa bei Frauenhäusern gekürzt. So wird Frauen ohne das nötige Kleingeld die Möglichkeit genommen, einer gewalttätigen Beziehung zu entfliehen. Wie zynisch, dass der ORF ausgerechnet eine Serie über Sorgen und Problemchen Döblinger VillenbesitzerInnen produziert – und die restlichen Medien sich Seitenlang damit beschäftigen.

 

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