Rote Seitenblicke

Simon Salzmann

Unternehmer sind die wichtigsten Stützen der Gesellschaft. Sie schaffen Jobs und helfen so dem kleinen Mann/der kleinen Frau. Ein Beispiel dieser Spezies ist der Transportunternehmer Gerhard Stadler, der Menschen illegal angestellt hat. So haben selbst Leute ohne Arbeitserlaubnis die Chance gehabt, ihre Existenz zu sichern. Ok, die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung waren so mies, dass es unter seinen Beschäftigten sogar einen Selbstmord gab. (Zynismus off)

Dass Herr Stadler aufgrund von diversen Betrügereien nun sechseinhalb Jahre im Gefängnis sitzt, trägt auch nicht unbedingt dazu bei, das Unternehmertum sympathischer zu verkaufen. Aber wie von Wirtschaftskammer & Co. betont wird, sind das alles nur Einzelfälle. Alle Verbrechen, die von UnternehmerInnen verursacht werden, werden uns als Produkt individuellen Fehlverhaltens verkauft. Doch Stadler tat, was KapitalistInnen halt so tun, um Profite zu machen: Subfirmen bzw. verflochtenes Firmennetzwerk, miese Bezahlung, illegale Anstellung und wohl auch illegale Arbeitszeiten. Vielleicht machte es Stadler ein bisschen skrupelloser als andere in der Branche. Doch er war wohl nicht das einzelne „Schwarze Schaf“ (O-Ton Wirtschaftskammer). Die ganze Branche ist bekannt für ihren ausbeuterischen Umgang mit Beschäftigten und die Umgehung von Bestimmungen. Anders kann eine Firma im Kapitalismus auf Dauer nicht bestehen. Das ist Kapitalismus; ein System, das Menschenleben und Arbeitskraft frisst und Gold für ein paar Wenige scheißt.

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