Nein zu rechter Hetze, egal in welchem Gewand!

Aktion gegen Dollfuß-Verherrlichung
Stefan Gredler

Am Montag dem 13.04 organisierte die „Katholisch-Österreichische Landmannschaft“ eine Veranstaltung bei der massiv Geschichtsverfälschung betrieben wurde. Albert Pethö, bekannt für seine Sympathie mit dem austrofaschistischen Regime, war eingeladen um einen Vortrag über Engelbert Dollfuß zu halten. Die Sozialistische LinksPartei organisierte eine Kundgebung vor dem Veranstaltungsort um klar zu machen, dass es hier nicht um einen „Helden- oder Märtyrerkanzler“ geht, sondern um einen Austrofaschisten, Diktator und ArbeiterInnenmörder.

Die Landmannschaften sind (im Gegensatz zu Burschenschaften) nichtschlagende Hochschul- und Studentenverbindungen. Auch wenn sie sich von deutsch-nationalen Gedankengut distanzieren, stehen diese Organisationen in einer extrem reaktionären, frauenfeindlichen und rückschrittlich-denkenden Tradition und Ideologie. So sind „Religion - Vaterland - Wissenschaft – Lebensfreundschaft“ die vier Säulen ihrer Statuten.

Welche Art von „Wissenschaft“ jene Landmannschaften betreiben, konnte man gut am vergangenen Montag beobachten. Sowohl die Landmannschaften als auch der Cartellverband, dessen Mitglieder ebenfalls zahlreich auf jener Veranstaltung erwartet wurden, sind bekannt für ihr Nahverhältniss zum Austrofaschismus, nicht nur im Februar 1934, wo sie Polizei, Militär und Heimwehr dabei unterstützten die Österreichische ArbeiterInnenbewegung blutigst niederzuschlagen, sonder auch in der Errichtung eines Ständestaates unter Dollfuß. Folglich wird er nicht als Diktator dargestellt, sondern als ersters Opfer des Nationalsozialismus und Verteidiger des Österrischischen Staates verklärt.

Die Sympathie mit rechtsextremen, reaktionären bis hin zu faschistischem Gedankengut ist also Grund genug um den Verbindungsmitgliedern zu zeigen, dass sie sicherlich nicht ungestört die Geschichte nach ihrem Weltbild zurecht rücken können.

Aber auch die soziale Zusammensetzung der Landmannschaften, Cartellverbände und auch Burschenschaften ist wichtig zu beachten. Es hat einen Grund, dass hier auf ArbeiterInnenmörder angestoßen wird und Vorträge gehalten werden, die diese zu Helden erklären. Denn die Menschen die in jenen Verbindungen aktiv sind, kommen nicht aus der ArbeiterInnnenklasse, sie haben klar ihre Wurzeln in der Oberschicht. Hier treffen und vernetzen sich Unternehmer und Schwerverdiener (selten Frauen!) aber auch die "Elite" von morgen wird indoktriniert. Zurecht kann man behaupten, dass Hochschulverbindungen als Karriereleiter dienen. So sind nicht nur dutzende FPÖ-Funktionäre gleichzeitig auch Burschenschafter, sondern auch zahlreiche ÖVP-Abgeordnete und Mandatare Mitglieder in Landmannschaft bzw. dem Österrichischen Cartellverband (CV).

Die Protestkundgebung am 13.04. war deshalb auch wichtig, um einmal die Nähe der ÖVP zu rechtsextremen Gedankengut zu thematisieren. Es ist bezeichnend, dass nach wie vor ein Porträt von Engelbert Dollfuß im Parlamentsklub der ÖVP hängt. Auch Landmannschaften und Cartellverband wurde in den vergangenen Jahren durch Aufträge für Inserate und Publikationen finanziell von Außen-, Innen-, Landwirtschafts- und Wirtschaftsministerium stark unterstützt – das sind alles Ministerien, in denen die ÖVP schon seit Jahrzehnten ihr Unwesen treibt (wobei die SPÖ dasselbe Auftragsunwesen in "ihren" Ministerien betreibt).

Die Aktion gegen die Veranstaltung der „Katholisch-Österreichischen Landmannschaft“ wurde von einer SLP-Aktivistin ins Leben gerufen und organisiert. Auch die „Offensive gegen Rechts“ (OGR) rief zur Teilnahme auf. Durch zahlreiche Redebeiträge machten unsere AktivistInnen darauf aufmerksam, warum es auch wichtig ist, kleinere Veranstaltungen wie jene am Montag Abend nicht zu ignorieren sondern auch Vernetzung von Austrofaschismus-Verherrlichung ernst zu nehmen.

Theresa, Aktivistin bei der SLP, betonte, dass unter dem Austrofaschismus besonders auch Angriffe auf Frauenrechte gab, wie zum Beispiel Kürzungen bei Mädchen-Mittelschulen. Sie zeigte auf, dass auch durch das „Doppelverdienergesetz“ die Berufsfähigkeit verheirateter Frauen eingeschränkt wurde und sich somit Frauen im Öffentlichen Dienst zwischen Beruf oder Ehe entscheiden mussten. Das zeigt, was für ein Platz die Frau im Weltbild des Austrofaschismus hatte und es heute bei seinen Sympathisanten nach wie vor hat. Dass nicht nur der Referent der „landmännischen“ Veranstaltung Albert Pethö sondern Studenverbindungen auch sonst radikale Abtreibungsgegner sind ist also auch kein Zufall. Theresa betonte auch die Rolle der Frauen im Widerstand gegen den Faschismus, denn viele war auf vielen Ebenen aktiv, griffen auch zu den Waffen um für eine sozialistische Frauenbefreiung zu kämpfen.
Jens erklärte, dass Dollfuß nicht der große Verteidiger gegen den Nationalsozialismus war, sondern im Gegenteil sein Bettvorwärmer und Wegbereiter. Er hielt ebenfalls fest, dass der Schutzbund als Verteidigungs-Organisation der SDAP sicherlich nicht mit den erzreaktionären und faschistischen Heimwehr-Verbänden gleichgesetzt werden kann und dass auch in Schulbüchern in Bezug auf den antifaschistischen Widerstand Geschichtsverfälschung betrieben wird.
Zwischen den Redebeiträgen wurde der Keller, indem die Veranstaltung der Dollfuß-Anhänger stattfand, mit ArbeiterInnen- und PartisanInnenlieder laut beschallt.

Auch wenn die Gruppe der AktivistInnen der Gegenaktion überschaubar war, war der Protest gegen die Geschichtsverfälscher der „Katholisch-Österreichischen Landmannschaft“ ein starkes Zeichen. Von der SLP redeten fünf AktivistInnen, für zwei war es das erste Mal – weiter so!

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