Marx aktuell: Frauenfrage ist Klassenfrage

Laura Rafetseder

Die Frauenbewegung ist heute von bürgerlichen Feministinnen dominiert. Sie zeigen korrekt Missstände auf, bleiben aber bei Analyse und Lösungen an der Oberfläche. Als MarxistInnen gehen wir tiefer und fragen danach, woher Frauenunterdrückung kommt. Clara Zetkin, Sozialistin und Initiatorin des internationalen Frauentags, beschreibt den Marxismus als wichtiges Werkzeug für das Verständnis von Frauenunterdrückung.

Friedrich Engels beschreibt in „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“, dass Frauenunterdrückung und sexistische Ideologie gemeinsam mit Klassengesellschaft und Privateigentum entstanden ist. Frauenunterdrückung ist untrennbarer Teil jeder Klassengesellschaft, also auch des Kapitalismus. Damals wie heute hat sexistische Ideologie die Aufgabe, Frauen klein zu halten und dazu zu bringen, unbezahlte Reproduktionsarbeit zu leisten. Das umfasst alle Formen von Haus- und Familienarbeit, die nötig sind, um die Arbeitskraft zu regenerieren und die nächste Generation von ArbeiterInnen aufzuziehen.

Um Frauenunterdrückung dauerhaft zu überwinden, brauchen wir also auch eine Überwindung der Klassengesellschaft. Doch mit dem Kampf dagegen beginnen wir im hier und jetzt. Sexismus spaltet die ArbeiterInnenklasse und auch daher wird die bürgerliche Familie (Vater-Mutter-Kinder) mit ihren sexistischen Rollenbildern von der herrschenden Klasse gepusht. Wenn Männer aus der ArbeiterInnenklasse ihren Frust an Frau und Kindern auslassen, sich sexistisch verhalten, dann kann es dafür keine Toleranz geben. Nicht aus Frauensicht und nicht aus Klassensicht. Denn Sexismus vermittelt Frauen und Männern auch das Bild, dass sie keine Verbündeten im Kampf sein können. Wer geschlagen wird, kann hinter den Barrikaden nicht neben dem Schläger stehen. Wir müssen daher Sexismus in der ArbeiterInnenklasse offensiv aufgreifen, damit Frauen und Männer gemeinsam nicht nur den Kapitalismus, sondern auch Gewalt gegen Frauen bekämpfen.

Auch wenn Sexismus Frauen quer durch alle Klassen betrifft, können doch die Frauen der herrschenden Klasse (also Merkel und Co.) den Kampf gegen Frauenunterdrückung nicht wirklich voran bringen. Sie ziehen sich auf formale Rechte zurück (z.B. Frauenquote in Aufsichtsräten) und betreiben gleichzeitig eine Politik, die die sozialen Rechte der Frauen der ArbeiterInnenklasse beschneidet. Unsere BündnispartnerInnen sind jene, die genauso ein Interesse daran haben, den Kapitalismus loszuwerden – egal, ob Männer oder Frauen.

„Als Kämpferin in diesem Klassenkampf bedarf die Proletarierin ebenso der rechtlichen und politischen Gleichstellung mit dem Manne als die Klein- und Mittelbürgerin und die Frau der bürgerlichen Intelligenz. […] Aber trotz aller Berührungspunkte in rechtlichen und politischen Reformforderungen hat das Proletariat in den entscheidenden ökonomischen Interessen nichts Gemeinsames mit den Frauen der anderen Klassen. Die Emanzipation der proletarischen Frau kann deshalb nicht das Werk sein der Frauen aller Klassen, sondern ist allein das Werk des gesamten Proletariats ohne Unterschied des Geschlechts.“ (Resolution am SPD-Parteitag 1896, auf Grundlage von Clara Zetkins Referat)