Frisch gekämpft: Streik in den Krupp Werken 1987/88

Lukas Kastner

173 Tage dauerte der Streik der MetallarbeiterInnen 1987/88 bei den Krupp Werken im deutschen Reihnhausen. Somit handelte es sich um einen der beeindruckendsten Streiks in der Geschichte der BRD. Als die Betriebsräte von der geplanten Schließung des Werkes und der Vernichtung von 6.300 Arbeitsplätzen erfuhren, ergriffen sie Kampfmaßnahmen. Am 27.11.87 und den folgenden Tagen wurde die Arbeit niedergelegt und Tausende gingen auf die Straße. Am 30.11. fand eine außerordentliche Betriebsversammlung mit 10.000 TeilnehmerInnen statt. In den kommenden Monaten wurden Demos und Straßenblockaden zur Normalität. Buffets von Aufsichtsräten wurden gestürmt. Nicht einmal die Krupp-Villa wurde von den Protesten verschont.

ArbeiterInnen kontrollierten die Produktion und forderten die Vergesellschaftung der Stahlindustrie. Unterstützt wurde der Streik durch Solidaritätsproteste von KollegInnen, aber auch von der lokalen Bevölkerung. Letztendlich verzögerte der Streik die Schließung um fünf Jahre und ein beachtlicher Sozialplan wurde ausgearbeitet. Weitere Erfolge wurden durch den Verrat der Gewerkschaftsspitzen verunmöglicht. Diese ignorierte den Streik weitgehend und war nicht gewillt ihn auszudehnen. Dennoch ist er ein wichtiges Beispiel dafür, wie die ArbeiterInnenklasse kämpfen kann. Um solche Kämpfe zu gewinnen braucht es jedoch gänzlich andere Gewerkschaften: welche mit echter (inter-)nationaler Vernetzung, mit demokratischen Strukturen und z.B. einer Führung, die jederzeit wähl- und abwählbar ist.

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: