Frauenunterdrückung? Sowas gibt´s noch?!

Die Realität 2015: Angehörigenpflegerin, Kinderbetreuerin, Putzfrau, Köchin, billige Arbeitskraft,...
Sarah Krenn

Es wird gerne so getan, als ob die Frauenunterdrückung der Vergangenheit angehört: Schließlich gibt’s Kanzlerinnen, Managerinnen und Forscherinnen. Tatsächlich aber werden Frauen tagtäglich auf mehr als nur einer Ebene unterdrückt und diskriminiert.

In der Arbeitswelt: Obwohl Frauen heutzutage bessere und mehr Abschlüsse als Männer haben, verdienen wir nach wie vor deutlich weniger – und zwar um 23,85 %. Das gilt auch für Frauen mit hoher Qualifikation oder in Bereichen wie dem Spitzensport. Gerade in typischen Frauenberufen wie z.B. dem Pflege- und Sozialbereich, gibt es zudem lausige Kollektivverträge. Darunter leiden nicht nur PflegehelferInnen, BetreuerInnen etc., sondern auch PatientInnen und KlientInnen. Durch die Pflichtpraktika in der Ausbildung als PflegehelferIn oder BehindertenbegleiterIn bekommen Einrichtungen wie Altersheime, Lebenshilfe etc. gratis Arbeitskräfte – der Staat spart sich Geld durch unbezahlte Arbeit von v.a. Frauen.

Bei der der Angehörigenpflege und -betreuung: Wenn es darum geht, wer die kranke Oma pflegt, bleibt das meist an den weiblichen Familienmitgliedern hängen. Sie arbeiten „eh nicht voll“ oder ihr Verdienst ist so niedrig, dass leichter darauf zu verzichten ist, und gesellschaftlich wird das auch von ihnen erwartet. Der Staat spart sich so Milliarden! Ähnlich bei der Kinderbetreuung, denn es gibt einfach zu wenige Kindergartenplätze und besonders Krippenplätze (für unter dreijährige Kinder), zu wenig Plätze, die eine Betreuung für den ganzen Tag anbieten und zu wenig Ganztagsschulen und Hortplätze. 2012 waren 70,9 % der Frauen, die Kinder bis 15 Jahre hatten, nur teilzeitbeschäftigt. Für Alleinerziehende wird das zur Armutsfalle: Kinderbetreuung fehlt, und von dem, was du als Teilzeitkraft verdienst, kannst du dich plus Kind/er nicht durchfüttern.
Die weibliche Sexualität wird noch immer sehr konservativ betrachtet. Lebst du deine Sexualität frei aus und hast häufig wechselnde SexualpartnerInnen, wirst du auch 2015 als Hure oder Schlampe bezeichnet. Oder du bist eine anständige Frau und bist Mutter. Auch über Verhütung und Kinder können Frauen noch immer nicht frei entscheiden. Verhütung ist teuer. Und fundamentalistische AbtreibungsgegnerInnen wollen Frauen nach wie vor das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper absprechen. Diese arbeiten eng mit PolitikerInnen von ÖVP und FPÖ zusammen – und die beschließen jene Kürzungspakete, die v.a. wieder Frauen betreffen und sie somit Schritt für Schritt zurück nach Hause an Herd und Kinder fesseln.

Kein Lebensbereich ist frei von Sexismus: In der Schule hast du Mädchenturnen, in dem du Yoga und Bauch-Beine-Po Übungen machst, während die Burschen Leichtathletik, Krafttraining und Fußballspiele machen. Wenn du dir als Frau auf der Straße blöde Sprüche und ein Hintererpfeifen anhören musst, sollst du dich auch noch geehrt fühlen. Beim Fortgehen ist es Standard, dass dir als Frau auf den Arsch gegriffen und nur dein Äußeres beurteilt und damit entschieden wird, ob du in einen Club reinkommst oder nicht. Und wenn du dich gegen jemanden wehrst, der dir unangenehm nahe kommt, wird das manchmal als Einladung gewertet, noch näher zu kommen. Dass die Werbung voller Sexismus ist, ist altbekannt: Denn ohne nackter Frau kann ja keine Badewanne verkauft werden.
Wir sehen also: Es ist noch sehr viel zu tun, bevor wir auch nur annähernd behaupten könnten, wir hätten die Frauenunterdrückung eh schon hinter uns. Also werde auch du aktiver Teil des Kampfes gegen Sexismus und Frauenunterdrückung auf allen Ebenen!

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