Endlich rote Karte für FIFA?

Die SpielerInnengewerkschaft FIFPro bereitet dem Weltfußballverband neues Ungemach.
Alexander Svojtko

Die notorisch korruptions-anfällige und skandal-gebeutelte FIFA kommt nicht zur Ruhe. Nach den Verhaftungen prominenter Funktionäre Anfang des Jahres und der Suspendierung des Generalsekretärs im September laufen nun auch die Spieler Sturm. Am 18.9. brachte die Weltfußballergewerkschaft  FIFPro (65.000 Mitglieder) bei der EU-Wettbewerbsbehörde eine Beschwerde gegen die FIFA ein.

Konkret geht es gegen die Transferbestimmungen, die es ermöglichen, dass die großen Elitevereine ein marktbeherrschendes Kartell bilden. „Jene, die davon profitieren, sind wenige – Großklubs, Manager und private Klubbesitzer. Jene, die zugrunde gerichtet werden, sind viele und wir verlangen jetzt einen Wechsel“, sagte FIFPro-Präsident Piat.

Darüber hinaus verletzt das gültige Reglement fundamentale Rechte von Beschäftigten. Fußballprofis „arbeiten in einem Markt, in dem ihre Arbeit als Ware gehandelt wird“, heißt es von der Gewerkschaft. Vom Recht, sich den Arbeitgeber selbst auszusuchen, kann keine Rede sein.

Dabei geht es nicht um millionenschwere Topverdiener wie Messi oder Ronaldo; von den 3.293 aktiven Profis, die etwa der Österreichische Fussballbund im August zählte, arbeitet nur ein Bruchteil in der Bundesliga. In den unteren Spielklassen sieht es dann düsterer aus: „Man wird Fußballer in der zweiten Liga finden, die mit 1.000 Euro brutto Fixgehalt das Auslangen finden müssen“, so ein Insider zu den OÖ-Nachrichten.

Wenn die Gehälter denn überhaupt bezahlt werden. Ein Beispiel: Im Februar mussten die Spieler des traditionsreichen AC Parma mit Streik drohen – seit Monaten hatten sie keine Gehälter mehr gesehen. Die italienische Spielergewerkschaft AIC kündigte daraufhin an, alle Profis würden aus Solidarität mit dem FC Parma am fraglichen Spieltag 15 Minuten später zu den Partien antreten.

Die Beschwerde der FIFPro ist mittelfristig ein guter und richtiger Schritt. Ökonomisch „sauberen“ Fußball wird es aber erst geben, wenn die Vereine und Verbände bei Offenlegung der Bücher unter SpielerInnen- und Fankontrolle geführt werden.

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