70. Jahre Befreiung Mauthausen - Gedenken an damals heißt kämpfen für Morgen!

Wehret den Anfängen - Antifaschismus heißt auch Antikapitalismus
Stefan Gredler

Am 10.Mai 2015 wurde im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen zum 70. Mal die Befreiung gefeiert. Die Sozialistische LinksPartei war wie jedes Jahr dabei, um der Opfer des Nazi-Terrors zu gedenken. Jedoch geht es gleichzeitig auch darum, den heutigen Kampf gegen Faschismus und seine kapitalistische Wurzel nicht zu vergessen. Mit 30 Fahnen und knapp 40 Menschen zog die SLP, ArbeiterInnenlieder singend, in das ehemalige Konzentrations-Lager ein, um am Appell-Platz die Fahnen zu senken und somit sowohl die ermordeten, als auch die überlebenden Häftlinge zu ehren. Die Rückmeldungen von anderen BesucherInnen der Befreiungs-Feier waren sehr freundschaftlich und solidarisch. Menschen stimmten in Lieder wie „Bella Ciao“, „Moorsoldaten“ und die „Internationale“ ein und klatschten als der Fahnenblock den Appell-Platz betrat. Noch nie waren so viele Mitglieder und SympathisantInnen bei der Befreiungsfeier dabei. Wir kamen aus Wien, Graz, Salzburg, Linz und Niederösterreich um zu zeigen, dass das Gedenken an damals bedeutet, für ein besseres Morgen zu Kämpfen und an den Traditionen des sozialistischen und kommunistischen Widerstandes gegen den Faschismus anzuknüpfen.

Im Kontrast dazu standen die hohen PolitikerInnen der etablierten Parteien. Vollmundig bekundeten sie ihre "aufrechte Trauer" und gaben sich bestürzt über die Opfer des Holocaust. Doch gleichzeitig betreibt z.B. das Innenministerium eine rassistische Politik die Menschen in Gebiete abschiebt von denen sie gerade erst, oft aus lebensbedrohlichen Gründen, geflohen waren. Flüchtlinge aus Kriegsgebieten werden seit Neuesten in Zelten untergebracht oder müssen Monate lang in Asylheimen umenschliche und unerträgliche Zustände ertragen. Auf Bundesebene betreibt die Regierung, aber auch alle anderen etablierten Parteien in Landesregierungen und Opposition, im Endeffekt eine Kürzungspolitik, welche die Menschen in die Arme von rechten Kräften treibt, welche Hass und Hetze in der Gesellschaft schüren, das ist gefährlich. Die Verharmlosung bzw. das Ignorieren von rechtsextremen und neonazistischen Aktivitäten und sogar Gewalt durch führende PolitikerInnen zeigt ebenfalls, dass sie in - im Gegensatz zu den zehntausenden ehrlichen AntifaschistInnen die gekommen waren - nur Krokodilstränen vergossen haben.

Dass 1945 der Faschismus besiegt wurde ist ein Grund zum Feiern. Doch es ist wichtig sich bewusst zu seien, dass damit faschistisches Gedankengut noch lange nicht aus der Welt geschafft wurde. So wurde in der Nacht von 7. auf 8. Mai (Tag der Befreiung) die Internet-Seite des Mauthausen-Komitees mit aller Wahrscheinlichkeit von Rechtsextremen gehacked und mit Kinderpornos bespielt, ekelhaft. Die Identitären, eine rechtsextreme Organisation, hängten auf Autobahnbrücken Transparente auf, bei denen sie von einem vermeintlichen „großen Austausch“ und einer Überbevölkerung Europas durch nicht-europäische „Volksgruppen“ phantasieren. Ein Vertreter der Identitären kommentierte Fotos von der Mauthausen Befreiungsfeier als "ekelhaft" und machte widerliche Anspielungen auf die hygenischen Misstände im KZ. Soviel zur vermeintlichen Harmlosigkeit dieser gefährlichen Truppe. Und auch eine FPÖ, die sich (zu recht) nicht an der Befreiungsfeier beteiligte, wo VertreterInnen aber wohl lieber der Toten der Wehrmacht gedenken, stellt durch ihren Rassismus eine deutliche Bedrohung da. Dieser Situation gilt es die Stirn zu bieten, nicht nur bei der Befreiungsfeier von Mauthausen, sondern jeden Tag und jede Stunde.